Überfall wie im Wilden Westen
Banditen sorgen für Flammeninferno auf italienischer Autobahn

Am Montagabend sperrt eine Bande von Panzerknackern die A1 zwischen Modena und Bologna. Sie zerren mit vorgehaltener Maschinenpistole Menschen aus ihren Autos, zünden Fahrzeuge an. Es kommt zu Explosionen. Ihr Ziel: ein Geldtransporter.
Publiziert: 16.06.2021 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2021 um 12:15 Uhr
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Ein versuchter Raubüberfall auf einen Geldtransporter führte am Montag zur Sperrung der Autobahn A1 zwischen Modena und Bologna, einem Knotenpunkt auf der Verkehrsachse zwischen Nord- und Süditalien.
Foto: Keystone
Myrte Müller

Spektakulärer hätte es in keinem Actionfilm zugehen können. Doch was am Montagabend auf der A1 passiert, ist eine neue Art abgebrühter Kriminalität, die Italien in Angst und Schrecken versetzt. Zwischen Modena und Bologna fliesst der Berufsverkehr. Auf der Höhe von San Cesario platzen plötzlich mehrere Autoreifen. Fahrzeuge geraten ins Schleudern, krachen ineinander. Sie sind über heimtückische Nagelbretter gefahren, die auf die Fahrbahn ausgelegt worden waren. Sofort bildet sich ein Stau.

Während die Autobahn zusehends verstopft, zerren neun vermummte Banditen mit vorgehaltener Maschinenpistole die Menschen aus den Autos. Zwei LKWs werden quergestellt, um die Fahrbahnen zu blockieren, und schliesslich angezündet. Auch andere Wagen beginnen zu brennen. Es kommt zu drei heftigen Explosionen. Im Flammeninferno fallen Schusssalven. Rund neun Banditen umkreisen ihr eigentliches Ziel: einen gepanzerten Geldtransporter.

«Sie richteten ein Maschinengewehr auf mich»

Mittendrin im Überfall ist ein 39-Jähriger aus Modena. «Es war wie im Wilden Westen», erzählt der Italiener der Zeitung «Il Resto del Carlino». Er habe sich auf der Überholspur befunden, als er etwa sechs Autos vor ihm die Banditen sah. «Sie kamen auf mich zu und richteten das Maschinengewehr auf mich», so der Augenzeuge weiter, «ich betete, dass sie mich nicht erschiessen.»

Es seien unendliche Sekunden der Angst gewesen. Ein Albtraum, so der Mann noch unter Schock. Ein anderer Zeuge berichtet davon, wie Camionneure in Panik ihre LKWs zurücksetzten und dabei andere Autos anfuhren. Es habe ein heilloses Chaos geherrscht.

Banditen flohen mit leeren Händen

Kilometerweit sind die schwarzen Rauchsäulen zu erkennen. Polizei, Feuerwehr und Ambulanzen machen sich unverzüglich auf zum Flammeninferno. Doch als sie eintreffen, sind die Banditen schon weg. Denn trotz der Gewalt und Skrupellosigkeit scheitert der Überfall. Das Panzerfahrzeug verriegelte sich automatisch. Die Gangster kamen nicht an die Beute und flohen schliesslich in zwei weissen Autos.

Sofort wird die Jagd auf die Bande eröffnet. Sogar Helikopter sind im Einsatz. Auf der Autobahn wird der Schaden erfasst. Sie bleibt über Stunden gesperrt. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, der Sachschaden aber ist erheblich.

War es die apulische Mafia?

Es ist nicht der erste spektakuläre Überfall auf einer Autobahn in Italien. Seit einigen Jahren haben sich bis zu den Zähnen bewaffnete Banden auf diese Art Blitz-Überfalle spezialisiert.

Ein grosser Teil der Angriffe wird von Mitgliedern der apulischen Mafia begnagen. Ob auch das Flammeninferno von Modena auf ihr Konto geht, ist noch nicht geklärt.


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