Rettungskräfte dringen ins Innere der Konzerthalle
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Terroranschlag in Moskau:Rettungskräfte dringen ins Innere der Konzerthalle

Über 100 Tote und 150 Verletzte
Das ist zum Terroranschlag in Moskau bekannt

Unbekannte stürmten am Freitagabend ein Rockkonzert in Moskau und eröffneten das Feuer. Sie schossen wild um sich und töteten über 100 Menschen. Eine Übersicht, was bisher bekannt ist.
Publiziert: 23.03.2024 um 09:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2024 um 22:37 Uhr
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Plötzlich tauchten am Freitagabend schwerbewaffnete Männer in der Konzerthalle Crocus City Hall auf und schossen wild um sich.
Foto: imago/Aton Chile

Was genau ist passiert?

Schwer bewaffnete Männer haben am Freitagabend auf Besucher in der Crocus City Hall in der Stadt Krasnogorsk, in der Oblast Moskau – unweit der russischen Hauptstadt – geschossen. Mehr als 100 Menschen wurden dabei getötet. Darunter drei Kinder. Über 150 Menschen wurden verletzt.

Laut einem Reporter der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti stürmten Menschen in Tarnkleidung in den Konzertsaal. Gemäss Augenzeugen haben mehrere Männer mit automatischen Waffen das Feuer eröffnet. Anschliessend hätten sie eine Granate oder eine Brandbombe geworfen, was ein Feuer ausgelöst habe. Die Brandfläche betrug 13'000 Quadratmeter. Die Einsatzkräfte sind am Samstagmorgen immer noch vor Ort.

Hier flüchten die Konzertbesucher über eine Brücke
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Amoklauf in Moskau:Hier flüchten die Besucher über eine Brücke

Die den russischen Sicherheitsbehörden nahestehenden Telegram-Kanäle Baza und Mash veröffentlichten Videos, auf denen die bewaffneten Männer zu sehen sind, die in die Halle vorrücken, sowie weitere, auf denen Leichen und zum Ausgang eilende Gruppen von Menschen zu sehen sind. Weitere Aufnahmen zeigen Konzertbesucher, die sich hinter Sitzen verstecken.

Gibt es Schweizer unter den Opfern?

Dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten lägen derzeit keine Informationen über Schweizer Opfer vor, hiess es am Samstag auf Anfrage von Keystone-SDA. Die Schweizer Vertretung in Moskau stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden.

Was ist über den Anschlagsort bekannt?

In der Crocus City Hall gibt es mehrere Veranstaltungssäle, die auch für Messen genutzt werden. Es ist eine der beliebtesten Freizeitstätten für die Moskauer und die Menschen im Umland der russischen Hauptstadt. Immer wieder sind dort auch Stars aufgetreten. Am Freitagabend hätte es ein Konzert der russischen Rockband Piknik geben sollen. 

Wie konnten die Täter überhaupt mit den Waffen aufs Gelände kommen?

Das ist noch unklar. Die russische Hauptstadt Moskau gilt mit einem Grossaufgebot an Sicherheitskräften, mit Überwachungskameras und Metalldetektoren an vielen Stellen als sichere Stadt. Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten aber Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Präsident Wladimir Putin (71) tat dies nach seiner Wiederwahl am vergangenen Sonntag als westliche Provokation ab. Die Ermittler fanden später Waffen und viel Munition. Tütenweise sammelten die Behördenmitarbeiter leere Patronenhülsen ein.

In Videos sind Schüsse zu hören
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Panik im Konzertsaal:In Videos sind Schüsse zu hören

Wer steckt hinter dem Anschlag?

Die Hintergründe des Geschehens sind völlig unklar, die russischen Sicherheitsbehörden ermitteln wegen Terrorismus. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich, wie das IS-Sprachrohr Amak im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen meldete. Experten gingen davon aus, dass dieses Bekennerschreiben echt ist. Der IS, der Russland in der Vergangenheit mehrfach ins Visier genommen hatte, schrieb im Onlinedienst Telegram, Kämpfer hätten «eine grosse Zusammenkunft am Rande der russischen Hauptstadt Moskau» angegriffen. Die Angreifer hätten sich «sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen».

Die russischen Behörden machten auch am Morgen zunächst keine Angaben zu den Hintergründen der Tat. Auch zu einem Bekennerschreiben der Terrormiliz Islamischer Staat gab es keine Bewertung von offizieller russischer Seite. Die Terrorermittlungen dauerten an, hiess es.

Welche Folgen hat der Anschlag?

Als Konsequenz des Anschlags bleiben am Wochenende alle Theater und Museen in Moskau geschlossen, darunter weltberühmte wie die Tretjakow-Galerie und das Puschkin-Museum. Zuvor hatte der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin (65) gesagt, dass alle Grossveranstaltungen in Europas grösster Stadt abgesagt seien. Auch im Moskauer Umland sagten die Behörden Massenveranstaltungen ab.

Was ist über die Täter bekannt?

Bislang gibt es kaum Informationen. Nur so viel: Elf Personen wurde festgenommen. Der Chef des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB, Alexander Bortnikow (72), habe Präsident Wladimir Putin über die «Festnahme von elf Personen, darunter alle vier Terroristen, die direkt an der Ausführung des Angriffs beteiligt waren», informiert, zitierten russische Nachrichtenagenturen am Samstag aus einer Erklärung des Kreml.

Ein Auto mit zwei Terror-Verdächtigen wurde in der Region Brjansk, wenige Kilometer von der Grenze zu Belarus und der Ukraine entfernt, angehalten. Nach vorläufigen Angaben befanden sich sechs Personen im Auto: Zwei wurden festgenommen, während vier anderen zunächst die Flucht gelang.

Der Duma-Abgeordnete Alexander Chinschtein nannte Details zum Einsatz. So hätten Ermittler einen Renault entdeckt, in dem die Verdächtigen unterwegs waren. Der Fahrer wurde aufgefordert, den Wagen sofort zu stoppen. Statt anzuhalten, flüchtete der Renault. Bei der Verfolgung wurde ein Schuss abgegeben und das Auto überschlug sich. Ein Verdächtiger wurde an Ort und Stelle festgenommen, die anderen flüchteten in den Wald. Bei der Durchsuchung um etwa 3.50 Uhr wurde der zweite Verdächtige gefunden und festgenommen. 

Im Renault wurden eine PM-Pistole, ein Magazin für ein AKM-Sturmgewehr und die Pässe tadschikischer Staatsbürger gefunden.

«Ich hörte Schüsse – dann gerieten die Menschen in Panik»
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Augenzeuge war im Saal:«Ich hörte Schüsse – dann gerieten die Menschen in Panik»

Wie hat der Kreml reagiert?

Russlands Präsident Wladimir Putin liess sich nach Kremlangaben «seit der ersten Minute» über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Massnahmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax. Später liess Putin den Verletzten gute Besserung ausrichten und dankte den Ärzten und Ärztinnen für ihren Einsatz. Persönlich hatte sich Putin allerdings noch nicht zum Anschlag geäussert.

Die Chefin des Föderationsrats, dem Oberhaus des russischen Parlaments, Valentina Matwijenko, drohte den Drahtziehern des Anschlags mit Vergeltung. «Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten», schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal. Der Staat werde zugleich alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen, kündigte sie an.

Steckt die Ukraine hinter dem Anschlag?

Das ukrainische Aussenministerium wies den Verdacht einer ukrainischen Verwicklung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. «Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby (60), in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. Das US-Aussenministerium empfahl amerikanischen Staatsbürgern vor Ort, grosse Menschenansammlungen zu meiden.

Auf diese Äusserung aus Washington reagierte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa (48), empört. Es sei vorschnell von den USA, die Ukraine zu entlasten, sagte sie im russischen Fernsehen. «Wenn die USA oder ein anderes Land verlässliche Fakten haben, sollten sie diese der russischen Seite zukommen lassen.» Wenn es solche Fakten nicht gebe, hätten weder das Weisse Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen, sagte Sacharowa.

Wie hat die EU reagiert?

Die Europäische Union sei schockiert und entsetzt, schrieb EU-Kommissionssprecher Peter Stano auf X. Die EU verurteile jegliche Angriffe auf Zivilisten. «Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen russischen Bürgern.» UN-Generalsekretär António Guterres (74) und der UN-Sicherheitsrat verurteilten den Anschlag ebenfalls. (SDA/jmh/man)

Weitere Informationen zum Terroranschlag findest du in unserem Ticker.  

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