Traditionelles Stier-Rennen fordert erneut Verletzte
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Der Tod läuft in Pamplona mit:Traditionelles Stier-Rennen fordert erneut Verletzte

Über 600 Kilo schwere Bullen – viele Spanier entkommen nur mit Glück den spitzen Hörnern
Schon 15 Verletzte bei Stierhatz in Pamplona

Bei der dritten Stierhatz des traditionellen «Sanfermines»-Fests im nordspanischen Pamplona sind am Sonntag mindestens fünf Läufer verletzt worden. Einen der Männer habe ein Kampfbulle mit seinen spitzen, langen Hörnern am Arm erwischt. Inzwischen gibt es 15 Verletzte.
Publiziert: 09.07.2023 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2023 um 11:58 Uhr
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Wer nicht schnell genug ist, bekommt die spitzen Hörner zu spüren.
Foto: Getty Images

Bei der dritten Hatz kam es zu teilweise gefährlichen Szenen, weil mehrere Bullen trotz Anti-Rutschmittel auf dem Pflaster stürzten, dadurch den Anschluss an die Herde verloren und in den engen Strassen desorientiert auf Läufer losgingen. Als ein Bulle einen direkt vor ihm stehenden Mann auf die Hörner nehmen wollte, konnte ein anderer Läufer den Stier im letzten Augenblick ablenken, indem er ihn von hinten kräftig am Schwanz zog.

Tierschützer beklagen, für die Tiere sei die Stierhatz tatsächlich nichts anderes als eine panische Flucht durch die für sie völlig ungewohnten Menschenmassen. Es handele sich um Tierquälerei, die sofort beendet werden müsse.

Mehrere Tote

Das jahrhundertealte Fest zu Ehren des Stadtheiligen San Fermín hatte am Donnerstag begonnen und endet kommenden Freitag. Täglich werden am frühen Vormittag sechs zum Teil mehr als 600 Kilogramm schwere Kampfbullen und mehrere zahme Leitochsen durch die engen Gassen der Altstadt bis in die Arena gejagt. In dieser finden dann abends die Stierkämpfe statt.

Bei den Mutproben der vorwiegend jungen Männer über die 825 Meter lange Strecke werden jedes Jahr Dutzende Läufer verletzt. Seit 1924 gab es 16 Todesopfer, das letzte 2009. Es gibt insgesamt acht Läufe.

Das staatliche Fernsehen RTVE und andere Sender übertragen die nur jeweils zirka drei Minuten langen Läufe über die rund 825 Meter lange Strecke jeden Morgen ab 8.00 Uhr live. Es gibt zudem Sondersendungen, die zum Teil mehrere Stunden dauern.

Die Details jedes Laufs, von denen es bis kommenden Freitag insgesamt acht gibt, werden ausführlich diskutiert, fast so wie bei Fussballspielen. Welcher Stier an welcher Häuserecke besonders gefährlich war, welcher Läufer wo in Bedrängnis geraten ist, sich geschickt im letzten Augenblick in Sicherheit gebracht hat – oder eben auch von einem Stier überrannt wurde.

Kurzes Leben

Bei jeder Hatz werden je sechs Stiere eines Zuchtbetriebs – geführt von zahmen Ochsen – zur Stierkampfarena getrieben, wo sie am Abend dann den letzten grossen Auftritt ihres kurzen Lebens haben. Jeder Stier hat einen Namen, sein Kampfgewicht wird hervorgehoben, sein Mut und seine Angriffslust gewürdigt und der Zuchtbetrieb, aus dem er stammt, lobend erwähnt. Sogar die Qualität der Leitochsen wird lang und breit diskutiert.

Sind sie zu langsam, kommt es zu gefährlichen Staus in den engen Strassen, sind sie zu schnell, ist das Spektakel entweder zu kurz und langweilig, oder ein Stier verpasst den Anschluss – und dann wird es gefährlich wie am Sonntag.

Das Fest zu Ehren des Stadtheiligen San Fermín gibt es seit 1591. US-Schriftsteller Ernest Hemingway (1899–1961) etwa schrieb darüber in seinem Roman «Fiesta» (1926), was bis heute auch viele Touristen aus Nordamerika anlockt. Mehrere der Verletzten waren denn auch US-Bürger, meldete die Nachrichtenagentur Europa Press. Dieses Jahr sind auch erstmals nach Corona wieder Touristen aus Asien angereist, berichtete Reiseveranstalter Mikel Ollo dem Onlinemedium OKdiario. Für die Stadt bedeutet das Fest Einnahmen von bis zu 100 Millionen Euro. (SDA/gf)

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