37 Tote
Meuterei in Gefängnis in Venezuela

Bei der Erstürmung eines Gefängnisses durch Sicherheitskräfte sind in Venezuela mindestens 37 Häftlinge getötet worden. Das teilte der Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, Liborio Guarulla, der Nachrichtenagentur dpa mit.
Publiziert: 17.08.2017 um 01:34 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:25 Uhr
Häftlinge in einem Gefängnis in Venezuela. (Archivbild)
Foto: Screenshot Reuters

Zur Eskalation kam es am Mittwoch (Ortszeit) in Puerto Ayacucho, als das Gefängnis von Polizei- und Militäreinheiten gestürmt wurde, um den Inhaftierten Waffen abzunehmen, die dort hineingeschmuggelt worden waren. Guarulla kritisierte den Einsatz scharf und sprach von einem «Massaker».

Die Generalstaatsanwaltschaft Venezuelas teilte mit, es habe auch 14 Verletzte unter den Sicherheitskräften gegeben. Laut Zeugenberichten kam es bei der Erstürmung des Gefängnisses zu wilden Schiessereien zwischen Sicherheitskräften und Gefangenen. Die meisten überlebenden Insassen wurden in Militäreinrichtungen gebracht.

Puerto Ayacucho liegt am Orinoco im tropischen Regenwaldgebiet an der Grenze zu Kolumbien, 700 Kilometer südlich der Hauptstadt Caracas. Bei der Einrichtung handle es sich um eine Einrichtung für Personen in Untersuchungshaft, die auf ihren Prozess warten, sagte Guarulla. 

Nach Angaben des Gouverneurs sassen dort zuletzt 105 Häftlinge ein. Im örtlichen Krankenhaus seien 37 Leichen gezählt worden, mehr als jeder Dritte von ihnen sei nun also tot.

Vor einem Jahr war Guarulla zufolge in dem Gefängnis ein inhaftierter Kämpfer der kolumbianischen ELN-Guerilla («Ejército de Liberación Nacional») gestorben. Die Guerilla, die im kolumbianisch-venezolanischen Grenzgebiet aktiv ist, habe seinen Tod rächen wollen. Die Behörden hätten daraufhin ihre Entwaffnung angekündigt. Das habe zu der Erstürmung geführt.

Guarulla ist indigener Abstammung und gehört der Partei Movimiento Progresista de Venezuela an, die zum Oppositionsbündnis «Mesa de la Unidad Democrática» (MUD) gehört. Der MUD wirft dem sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro die Umwandlung des Staates in eine Diktatur vor. Er geht auch gegen Oppositionelle vor.

Der venezolanische Geheimdienst durchsuchte das Haus der abgesetzten Generalstaatsanwältin Luisa Ortega. Sie schrieb auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter, die Agenten des Geheimdienstes SEBIN wollten damit ihren «Kampf gegen den Totalitarismus» rächen. AFP-Journalisten beobachteten in der Hauptstadt Caracas mehrere SEBIN-Fahrzeuge vor dem Haus Ortegas.

Sie gilt als eine der wichtigsten Gegenspielerinnen des umstrittenen Staatschefs Nicolás Maduro, dem sie «diktatorische Ambitionen» vorwirft. Die verfassunggebende Versammlung als neuer Machthebel des Maduro-Lagers hatte vor knapp zwei Wochen die Absetzung Ortegas verkündet. Seitdem lebt sie im Untergrund.

Ihr Nachfolger, Generalstaatsanwalt Tarek William Saab, erklärte, er lasse auch Ortegas Mann German Ferrer suchen. Der frühere Abgeordnete werde verdächtigt, Teil eines Rings von Schutzgelderpressern zu sein. Die Fahndung habe nichts mit Ortegas und Ferrers politischen Ansichten zu tun, betonte Saab. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?