Nach einer viel beachteten Unterschriftenkampagne hat der russische Kriegsgegner Boris Nadeschdin nun offiziell seine Zulassung als Kandidat für die Präsidentenwahl am 17. März beantragt. Der 60-Jährige brachte am Mittwoch persönlich mehrere Kartons mit den für eine Kandidatur benötigten 105'000 Bürgerunterschriften zum Sitz von Russlands zentraler Wahlkommission in Moskau.
An seine Unterstützer gerichtet schrieb Nadeschdin im Nachrichtendienst Telegram: «Wir stehen dank euch hier. Ein riesiges Dankeschön.» Allzu gross dürften die Chancen, dass Nadeschdins Name am Ende wirklich auf der Kandidatenliste steht, trotzdem nicht sein.
Der liberale Politiker, der für die Partei «Bürgerinitiative» antreten will, ist der einzige Präsidentschaftsbewerber, der offen gegen den Angriffskrieg auftritt, den Kremlchef Wladimir Putin seit fast zwei Jahren gegen die Ukraine führt.
Doppelt so viele Unterschriften, wie nötig
Für diese Anti-Kriegs-Haltung erntete der Oppositionspolitiker von vielen Landsleuten unerwartet grossen Zuspruch. In den vergangenen Wochen standen Menschen in verschiedenen Regionen Russlands in langen Schlangen an, um Nadeschdin mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Auch im Ausland hatten russische Staatsbürger für Nadeschdin unterschrieben. In der Schweiz kamen rund 200 Unterschriften zusammen, schreibt «Swissinfo».
Am Ende kamen laut Nadeschdins Team rund doppelt so viele Unterzeichnungen zusammen, wie laut russischem Wahlgesetz nötig wären.
Doch die russische Präsidentenwahl wird schon jetzt von Betrugs- und Manipulationsvorwürfen begleitet und dient aus Kremlsicht vor allem dazu, Putin seine fünfte Amtszeit zu sichern. Viele Beobachter gehen davon aus, dass die Wahlkommission Nadeschdin demnächst unter einem Vorwand aus dem Rennen werfen wird - möglicherweise, indem sie Unterschriften für ungültig erklären lässt.
Schon Ende Dezember hatte die Behörde der Kremlkritikerin Jekaterina Dunzowa eine Präsidentschaftsbewerbung verweigert, weil deren gesammelte Unterschriften angeblich zu viele Fehler aufwiesen. Dunzowa rief daraufhin – ebenso wie die Oppositionsgrössen Michail Chodorkowski und Alexej Nawalny – zur Unterstützung Nadeschdins auf. (SDA)