Laut dem britischen Reiseanbieterverband waren zur Tatzeit allein 20'000 britische Urlauber im Rahmen organisierter Reisen in Tunesien. Demnach stammte die Mehrzahl der Todesopfer aus Grossbritannien. Bis Sonntagmorgen bestätigten die britischen Behörden denn auch den Tod von 15 Landsleuten.
Zu den Todesopfern zählen aber auch ein Deutscher, ein Ire, ein Portugiese und ein Belgier. Schweizer waren offenbar nicht betroffen - das Aussendepartement in Bern jedenfalls hatte bis Sonntag keine Hinweise. Nach Angaben des Reiseunternehmens TUI befanden sich rund hundert ihrer Kunden aus der Schweiz in Tunesien - es gehe ihnen gut, hiess es am Samstag.
Dem tunesischen Gesundheitsministerium zufolge wurden 39 Menschen verletzt, darunter 25 Briten, sieben Tunesier, drei Belgier, eine Deutsche, ein Ukrainer, ein Russe und ein weiteres Opfer unbekannter Nationalität.
Der Attentäter, der als der 1992 geborene Student Seif al-Din Rezgui identifiziert wurde, belegte nach bisherigen Erkenntnissen Elektro-Ingenieurswesen in der Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte am Freitag das Strandhotel «Imperial Marhaba» im Mittelmeerort Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Später wurde er von Sicherheitskräften erschossen.
Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich im Kurzmitteilungsdienst Twitter zu dem Anschlag. Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, hiess es. Bei den von ihm getöteten Menschen handle es sich «zum Grossteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen».
Tunesien droht nun der Einbruch des Tourismus, der direkt oder indirekt 400'000 Menschen beschäftigt. Erst Mitte März waren bei einem Angriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis 21 Touristen getötet worden. «Wir waren gerade erst dabei, die Wunden von Bardo zu heilen, und nun haben wir einen noch schwereren Schlag erlitten», sagte eine Einwohnerin von Sousse.
Ministerpräsident Habib Essid ordnete an, vom 1. Juli an «entlang der ganzen Küste und in Hotels» bewaffnete Sicherheitskräfte zu postieren. Er kündigte zudem die Schliessung von 80 Moscheen an, in denen Gläubige «zum Terrorismus angestachelt» wurden.
Viele vom Tourismus abhängige Tunesier fürchten aber, dass die Massnahmen zu spät kommen. «Das ist ein tödlicher Schlag für den Tourismus», sagt der Händler Ali Soltani. Doch viele zeigen Verständnis für die Ängste der Touristen. «An ihrer Stelle würde ich in solchen Zeiten keinen Fuss nach Tunesien setzen», sagt der Händler Imed Triki aus Sousse.
In Tunis gingen am Samstagabend mindestens 200 Demonstranten gegen Extremismus auf die Strasse. «Tunesien ist frei, raus mit dem Terrorismus», riefen sie in der Hauptstadt. «Die Opfer sind meine Brüder und Schwestern in der Mitmenschlichkeit», sagte eine Demonstrantin.