Aus dem ganzen Land angereiste Frauen, Männer und Kinder schwenkten tunesische Fahnen. “Ich bin Bardo”, “Die Welt ist Bardo”, hiess es auf Transparenten, auf anderen stand: “Islam ist Frieden, Liebe und Toleranz”. Die Teilnehmer skandierten: “Freies Tunesien, Terrorismus” raus”.
Über der Menge kreisten Helikopter. Tausende Soldaten und Polizisten hatten zudem in der Stadt Position bezogen, um die Demonstrierenden zu schützen. Nach Angaben des Innenministeriums nahmen 20’000 Menschen an dem Marsch teil.
Die linke Volksfront beteiligte sich dagegen nicht. Ihr Sprecher, Hamma Hammami, bezeichnete den Marsch als heuchlerisch. Denn einige teilnehmenden Parteien seien auf die eine oder andere Weise dafür verantwortlich, was heute in Tunesien geschehe, sagte er. Die Volksfront wirft der islamistischen Ennahda-Partei Laxheit gegenüber den radikalen Salafisten vor.
Auf einer kurzen Strecke ging auch der tunesische Präsident Béji Caïd Essebsi zusammen mit ausländischen Regierungsvertretern mit. Unter ihnen war der französische Präsident François Hollande, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der italienische Regierungschef Matteo Renzi.
Weitere Regierungs- und Parlamentsvertreter kamen unter anderem aus Algerien, Belgien, Polen und Gabun. Aus der Schweiz waren Nationalratspräsident Stéphane Rossini (SP/VS) und der Genfer Nationalrat Ueli Leuenberger (Grüne) an dem Marsch.
«Das tunesische Volk wird sich nicht beugen. Wir bleiben geeint gegen den Terrorismus bis dieses Phänomen ausgemerzt ist», sagte Caïd Essebsi nach der Kundgebung.
Nach Angaben der tunesischen Regierung töteten Sicherheitskräfte am Samstag in den Bergen nahe der Stadt Gafsa im Süden des Landes neun Kämpfer einer Dschihadistengruppe.
Ein Kommentator der tunesischen Tageszeitung “Le Temps” wies darauf hin, dass neben den Sicherheitsproblemen auch die wirtschaftlichen angegangen werden müssten.
«Unsere Gäste, die heute an dem internationalen Marsch teilnehmen, sind aufgerufen, auch an einem internationalen Wirtschaftstreffen der Freunde Tunesiens teilzunehmen, die das Land wirtschaftlich unterstützen wollen», schrieb er.
Der Trauermarsch war eine Anlehnung an jenen nach den Terroranschlägen in Paris im Januar gegen die Redaktion von «Charlie Hebdo» und ein koscheres Lebensmittelgeschäft. Die Botschaft hiess somit, dass man weiterhin ebenso nach Tunis wie nach Paris reisen könne. Tunesien befürchtet ein Ausbleiben von Touristen und Investitionen.