Türkische Luftangriffe auf Kurden
Für USA ein Akt der Selbstverteidigung

«Wenn die PKK die Angriffe in der Türkei nicht gestartet hätte, würden sie (die Türken) die PKK auch nicht im Irak angreifen», heisst es seitens USA. Für sie ist die PKK eine Terrororganisation.
Publiziert: 29.07.2015 um 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:39 Uhr
F-16-Kampfjets fliegen Angriffe aus der Türkei auf IS- und PKK-Stellungen.
Foto: KEYSTONE/EPA/TARIK TINAZAY

Die US-Regierung stuft die jüngsten türkischen Luftangriffe auf die in der Türkei verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als einen eindeutigen Akt der Selbstverteidigung ein. Das sagten ranghohe Regierungsvertreter heute in Washington.

Die PKK habe Anschläge auf türkische Polizisten verübt und sei der Aggressor. «Wenn die PKK die Angriffe in der Türkei nicht gestartet hätte, würden sie (die Türken) die PKK auch nicht im Irak angreifen», hiess es. Washington hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, man betrachte die PKK als Terrororganisation.

Nato stärkt Türkei den Rücken

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor unmittelbar vor einer NATO-Sondersitzung den Friedensprozess mit den Kurden für beendet erklärt. «Es ist nicht möglich, einen Lösungsprozess fortzuführen mit denjenigen, die die Einheit und Integrität der Türkei untergraben», sagte Erdogan in Ankara.

In einer bereits vorab abgestimmten gemeinsamen Erklärung betonte das westliche Militärbündnis Nato heute, dass sich die Türkei auf die Solidarität der Alliierten verlassen könne. Militär-Unterstützung habe Ankara bisher nicht angefordert, hiess es.

Ankara hatte die Verbündeten nach Teilnehmerangaben vor der Sondersitzung nicht über die geplante Ankündigung Erdogans zur PKK informiert.

Irak in Souveränität verletzt

Eine Reihe von Nato-Staaten forderte die türkische Regierung nach Angaben aus Teilnehmerkreisen mehr oder weniger deutlich auf, im Umgang mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK die militärischen Mittel angemessen einzusetzen, um die Tür für eine Fortsetzung des Friedensprozesses offenzuhalten.

Der Irak kritisierte die Luftangriffe als gefährliche Eskalation und Verletzung seiner Souveränität. Der Irak fühle sich seinerseits verpflichtet, Angriffe auf die Türkei von irakischem Boden aus zu unterbinden, twitterte Regierungschef Haider al-Abadi.

Friedensvereinbarung vom Tisch

In der Türkei hat es seit vergangener Woche mehrere Terroranschläge mit Dutzenden Toten gegeben. Die blutigste Attacke in Suruc mit mehr als 30 Toten schrieb Ankara der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu. Die PKK bekannte sich später zu Anschlägen auf türkische Sicherheitskräfte, denen sie vorwarf, mit dem IS bei dem Anschlag von Suruc kooperiert zu haben.

Die Türkei flog in der Folge erstmals Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien, aber auch auf das PKK-Hauptquartier im Nordirak. Die Kurden erklärten die seit 2013 geltende Friedensvereinbarung mit der Regierung in Ankara daraufhin für nichtig.

Ankara sieht die PKK - wie den IS - als Terrororganisation an. Das gilt auch für die mit der PKK verbundenen kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), die in Syrien den IS bekämpfen und damit Verbündete der USA sind. Die türkische Führung befürchtet die Gründung eines Kurdenstaats, der die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden in der Türkei beflügeln könnte. (SDA)

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