Türken beschiessen Syrien
Erdogan will 150 km lange Grenzmauer bauen

Lange hielt sich die Türkei im Kampf gegen den IS zurück. Nun droht die Lage innen- und aussenpolitisch zu eskalieren: Die Armee hat heute Abend das Feuer auf IS-Gebiet eröffnet, zudem soll eine Grenzmauer gebaut werden. Die PKK holt derweil zu Vergeltungsschlägen aus.
Publiziert: 23.07.2015 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:27 Uhr
Türkische Soldaten bewachen die Grenz zu Syrien.
Foto: Reuters

Nach dem Attentat in Suruc kommt die Türkei aus der Defensive. Die Armee hat heute türkischen Medienberichten zufolge erstmals syrisches Grenzgebiet beschossen.

Zuvor soll in der Region Kilis im Süden der Türkei ein türkischer Soldat getötet und ein weiterer Soldat verletzt worden sein. Die Schüsse wurden angeblich aus einem Gebiet abgefeuert, das sich unter der Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befindet.

PKK erschoss Polizisten

Gleichzeitig arten auch die Spannungen zwischen den Kurden und der Türkei in Gewalt aus. Anhänger der PKK haben gestern im Südosten des Landes zwei türkische Polizisten getötet. Heute wurde in Diyarbakir ein weiterer Beamter erschossen, ein weiterer wurde verletzt.

Der Mord an Polizisten war ein Vergeltungsschlag, nachdem vergangenen Montag bei einem Selbstmordanschlag auf ein Kulturzentrum nahe der syrischen Grenze 32 Menschen ums Leben gekommen sind. Der Attentäter war ein IS-Anhänger.

Die PKK wirft der Türkei vor, für das Attentat verantwortlich zu sein, weil in der Vergangenheit zu wenig gegen die Terrormiliz unternommen worden sei.

150-Kilometer-Mauer geplant

Erst vor wenigen Wochen hat die Türkei schliesslich selbst zum Schlag gegen die Terrormiliz ausgeholt und im Land eine Anti-Terror-Operation durchgeführt. 21 mutmassliche IS-Anhänger wurden dabei verhaftet. Bei Hausdurchsuchungen wurden zudem Waffen und Uniformen sichergestellt.

Nach dem Attentat in Suruc hat die Türkei nun ausserdem angekündigt, den Grenzschutz zu erhöhen. Entlang der 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien will die Türkei eine 150 Kilometer lange Mauer errichten.

Die Wand könne je nach Bedarf zerlegt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, sagte ein Regierungsvertreter heute. Auf 118 Kilometern würden Scheinwerfer aufgestellt. Zudem heben die Streitkräfte heben einen 365 Kilometer langen Graben aus.

Etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen wurden dem Militär zufolge an die Grenze verlegt, 20'000 Soldaten sind im Einsatz – die Türkei bringt sich in Stellung. Bis es soweit kam, dauerte es vielen zu lange. Ob es bereits zu spät ist? (lha/SDA)

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