Ein Gericht in Aliaga bei Izmir hob am Freitag den Hausarrest und die Ausreisesperre für den evangelikalen Geistlichen auf, dessen Inhaftierung zu einer schweren Krise mit den USA geführt hatte.
Das Gericht verhängte zwar eine Haftstrafe von drei Jahren und einem Monat für die Unterstützung einer Terrororganisation gegen Brunson. Wegen der abgeleisteten zweijährigen Untersuchungshaft und seines guten Verhaltens wurde der Pastor aber freigelassen. «Das ist der Tag für den unsere Familie gebetet hat», erklärte Brunson nach dem Richterspruch.
Das türkische Gericht sah es als erwiesen an, dass Brunson die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die Gülen-Bewegung unterstützt habe, ohne Mitglied zu sein.
Die Aufhebung der Ausreisesperre ermöglicht es dem Pastor nun allerdings, die Türkei zu verlassen. Damit kam das Gericht einer Forderung der US-Regierung nach, die im Streit um den Pastor Sanktionen gegen die Türkei verhängt hatte.
US-Präsident Donald Trump begrüsste die Freilassung und die Nachricht vom Abflug Brunsons. Dies seien «gute Nachrichten», sagte er auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung in Cincinati. «Wir sind sehr geehrt, dass er wieder bei uns ist. Er hat sehr gelitten.»
Das Weisse Haus bestätigte am Abend, dass die Maschine bereits den türkischen Luftraum verlassen habe. Nach einem Zwischenstopp in Deutschland werde Brunson am Samstagmittag (Ortszeit) am Militärflughafen Andrews erwartet, sagte Sprecher Judd Deere. Zuvor hatte schon der Sender CNN berichtet, Brunson werde im US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland gründlich ärztlich untersucht werden.
Brunson selbst hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert. «Ich bin ein unschuldiger Mann. Ich liebe Jesus. Ich liebe die Türkei», sagte der in einen schwarzen Anzug und ein weisses Hemd gekleidete Pastor in seiner abschliessenden Verteidigung. Als das Urteil verlesen wurde, umarmte er seine Frau Norine und weinte.
Brunson sass seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage und der Unterstützung einer Terrororganisation in türkischer Untersuchungshaft.
US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence hatten sich wiederholt für den evangelikalen Pastor eingesetzt, der vor seiner Festnahme eine kleine Gemeinde in der westtürkischen Küstenmetropole Izmir leitete. Ende Juli entliess ein Gericht Brunson in den Hausarrest, doch verweigerte es seine Freilassung.
Trump verhängte daraufhin Sanktionen gegen zwei türkische Minister und ordnete die Verdoppelung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei an. Ankara reagierte mit gleichen Massnahmen. Trump hatte Brunson wiederholt als «grossen Patrioten» bezeichnet, der als «Geisel» gehalten werde.
US-Aussenminister Mike Pompeo hatte in der Nacht zum Donnerstag der Türkei erneut dringend geraten, Brunson nach Hause zu schicken. Der US-Sender NBC berichtete einen Tag vor der Fortsetzung des Prozesses von einer geheimen Einigung zur Freilassung des Pastors - Washington bestätigte das jedoch nicht. Bereits im Juli hatte es Berichte über geheime Verhandlungen gegeben, die jedoch nicht zum Abschluss gelangt seien.
Angesichts der Forderungen Trumps nach Freilassung Brunsons hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stets betont, keinen Einfluss auf die Entscheidung der «unabhängigen Justiz» zu haben.
Allerdings schlug Erdogan im September 2017 vor, Brunson gegen den islamischen Prediger Fethullah Gülen auszutauschen, der in den USA im Exil lebt und den Ankara für den gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 verantwortlich macht.