Ein Selbstmordattentäter zündete am Morgen eine Autobombe neben einem mit Soldaten besetzten Bus nahe der Erciyes-Universität. Die Bombe zerstörte den Bus vollständig. Bei den 13 Todesopfern handelte es sich laut Armee um Soldaten unterer Dienstgrade.
Fernsehbilder vom Anschlagsort zeigten das ausgebrannte Wrack des Busses. Zahlreiche Rettungswagen und Polizeifahrzeuge waren vor Ort. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu erklärte, unter den 56 Verwundeten - 48 davon Soldaten - seien sechs Schwerverletzte.
Die Soldaten hatten einen freien Tag und die Erlaubnis, diesen ausserhalb der Kaserne zu verbringen. Wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete, hatten sie den Bus genommen, um an ihrem freien Tag zum Einkaufen zum Markt zu fahren.
Die Industriestadt Kayseri liegt liegt etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ankara und gilt üblicherweise als ruhig. Die Millionenstadt befindet sich in der Nähe der bei Touristen aus aller Welt beliebten Region Kappadokien.
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Vize-Regierungschef und Regierungssprecher Numan Kurtulmus sagte dem Sender NTV, es würden zwar «alle Möglichkeiten in Betracht» gezogen. Derzeit deuteten aber alle Hinweise auf die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hin. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen.
Vize-Regierungschef Veysi Kaynak hatte zuvor gesagt, der Anschlag in Kayseri erinnere «leider» an den Doppelanschlag auf Polizisten nach einem Spiel des Fussballvereins Besiktas Istanbul am Samstag vergangener Woche. Dabei waren in der türkischen Metropole 44 Menschen - darunter 36 Polizisten - getötet worden. Zu der Tat bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine radikale Splittergruppe der PKK.
Am Samstag verurteilte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den jüngsten Anschlag und erklärte, das gesamte Land sei im Visier von Terrororganisationen. Die Anschläge gälten nicht nur Soldaten und Polizisten, «sondern allen unseren 79 Millionen Bürgern».
Terrorgruppen griffen die Türkei gemeinschaftlich an und würden «im Geiste der nationalen Mobilmachung» bekämpft werden. Erdogan nahm ausdrücklich Bezug auf die «separatistische Terrororganisation», womit er PKK umschreibt.
Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP verurteilte das Kayseri-Attentat auf das Schärfste. Dennoch stürmten in Kayseri am Samstag Dutzende Demonstranten die HDP-Büros, wie auf Videos in sozialen Online-Netzwerken zu sehen war.
Die türkische Regierung wirft der linksliberalen Partei Unterstützung der PKK vor. Als Reaktion auf den Anschlag in Istanbul hatte die türkische Polizei bei landesweiten Razzien hunderte Menschen wegen mutmasslicher Kontakte zur PKK festgenommen, darunter auch mehr als 200 HDP-Politiker.
In der Türkei verübte in den vergangenen Monaten ausser kurdischen Rebellen auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Reihe von Anschlägen. Im Juni wurden bei einem Selbstmordattentat im Istanbuler Atatürk-Flughafen 47 Menschen getötet, im August riss ein Selbstmordattentäter auf einer kurdischen Hochzeit in Gaziantep fast 60 Menschen mit in den Tod.