Den 221 Angeklagten, unter ihnen 26 Generäle, wird die Ermordung von 250 Menschen, Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Verletzung der Verfassung vorgeworfen, wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete.
Von den Angeklagten sind 200 in Untersuchungshaft, neun unter Auflagen in Freiheit und zwölf auf der Flucht, unter ihnen der von der Regierung für den Putsch verantwortlich gemachte Prediger Fethullah Gülen. Gülen lebt seit Jahren im Exil in den USA und bestreitet jede Beteiligung.
Der Prozess fand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einem extra gebauten Gerichtssaal des Gefängnisses Sincan bei Ankara statt. Bei ihrer Ankunft im Gericht wurden die Angeklagten von dutzenden schreienden Demonstranten empfangen, die nach der Todesstrafe riefen.
Die prominentesten Angeklagten waren der frühere Chef der Luftwaffe, Akin Öztürk, der frühere General Mehmet Disli, dessen Bruder ein Abgeordneter der regierenden AK-Partei ist, sowie Ali Yazici, ein früherer Militäradjutant von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.
Am Abend des 15. Juli hatte eine Gruppe von Militärs versucht, den Präsidenten zu stürzen, der sich gerade in den Ferien in Marmaris befand. Die Putschisten besetzten wichtige Gebäude, Strassen und Brücken in Ankara und Istanbul und beschossen das Parlament. Erdogan rief die Bürger auf, sich den Putschisten auf den Strassen entgegenzustellen, und kehrte noch in der Nacht nach Istanbul zurück.
Bei Gefechten zwischen den Putschisten und loyalen Teilen des Militärs und der Polizei sowie beim gewaltsamen Vorgehen gegen Demonstranten auf der Strasse wurden 248 Menschen getötet, rund 2700 weitere wurden verletzt. Laut der Anklageschrift waren mehr als 8000 Soldaten mit 35 Kampfflugzeugen, 37 Helikoptern, 74 Panzern, 246 Panzerwagen beteiligt.
Die Regierung macht für den Umsturzversuch die Bewegung von Fethullah Gülen verantwortlich, einem früheren Verbündeten Erdogans, mit dem er sich 2013 überwarf. Nach dem Putschversuch griff die türkische Regierung mit harter Hand durch.
Rund 50'000 Menschen wurden wegen angeblicher Kontakte zum Gülen-Netzwerk festgenommen. Rund 150'000 Mitarbeiter der Verwaltung sowie von Justiz, Polizei und Bildungswesen wurden entlassen oder vom Dienst suspendiert. Erdogan hat die Wiedereinführung der Todesstrafe ins Gespräch gebracht.