Tsipras verzögert Verhandlungs-Start
Der Griechen-Stunk geht weiter

Aus dem angekündigten Beginn der Verhandlungen um ein drittes Hilfspaket für Griechenland wurde heute nichts. Denn Athen hatte erst am späteren Abend einen offiziellen Hilfsantrag beim IWF gestellt – und die EU äusserte Sicherheitsbedenken.
Publiziert: 24.07.2015 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:54 Uhr
Dass er eigentlich keinen Bock auf die Verhandlungen hat, hat Ministerpräsident Tsipras bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht.
Foto: KEYSTONE/EPA ANA-MPA/YANNIS KOLESIDIS

Eigentlich hätten heute die Verhandlungen über ein neues Hilfspaket für Griechenland in der Höhe von 86 Milliarden Euro beginnen sollen. Doch noch bevor die Gespräche einen Anfang finden konnten, kriegten sich die Geldgeber und die griechische Regierung erneut in die Haare.

Uneins ist man sich so beispielsweise, wo die Verhandlungen in Athen genau stattfinden sollen. «Es gibt ein paar logistische Fragen zu klären, insbesondere wegen Sicherheitsaspekten», sagte ein Vertreter der EU-Kommission. «Mehrere Optionen liegen auf dem Tisch.»

Antrag erst am Abend abgeschickt

Ausserdem sollen die bisher umgesetzten Reformen einigen Verhandlungspartnern offenbar doch noch nicht weit genug gehen, heisst es hinter vorgehaltener Hand.

Kommt dazu, dass es die griechische Regierung bis am Abend verpasst hat, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) einen offiziellen Hilfsantrag zu stellen. Er ist Bedingung dafür, dass die Verhandlungen mit dem internationalen Gläubiger beginnen können. Erst am spätend Abend ging das Schreiben von Tsipras' Finanzminister Euklid Tsakalotos beim IWF ein.

Verhandlungsbeginn unklar

Die Geldgeber sind verstimmt. Wann die Verhandlungen beginnen können, ist unklar. Die Gespräche könnte morgen losgehen – aber auch erst nächste Woche. «Wir erwarten, dass die Institutionen in den kommenden Tagen nach Athen reisen», sagte eine Kommissions-Sprecherin heute einzig.

Griechenland ist mit über 300 Milliarden Euro verschuldet und trägt - gemessen an der Wirtschaftsleistung - die EU-weit höchste Schuldenlast. Im Raum steht ein drittes Hilfsprogramm, das bis zu 86 Milliarden Euro umfassen und sich über drei Jahre erstrecken soll.

Schuldenschnitt kommt nicht in Frage

In den vergangenen Wochen hatte der IWF immer wieder klargemacht, dass ein Hilfsprogramm für Griechenland nicht ohne Schuldenerleichterungen funktionieren könne. Die Bereitschaft zu zusätzlichen Erleichterungen - etwa längeren Kreditlaufzeiten - haben die Europartner bereits betont. Einen echten Schuldenschnitt schliessen sie aber aus.

Ziel Athens ist es nach Regierungsangaben, die Gespräche bis zum 12. August zu beenden. Danach müssten noch die Euro-Gruppe und die Parlamente einiger Euro-Staaten zustimmen. Das griechische Parlament werde auch das mögliche neue Hilfsprogramm billigen. Als möglichstes Datum nannte die Regierungssprecherin den 18. August. Am 20. August muss Griechenland 3,2 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen. (SDA/lha)

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