Am Donnerstag betritt der tschechische EU-Parlamentarier Miloslav Ransdorf (62) gemeinsam mit drei Slowaken eine Filiale der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die Männer wollen Geld transferieren: rund 380 Millionen Franken.
Die Bankangestellten werden aufmerksam, überprüfen noch einmal die Papiere der Kunden und sind sich sicher: Irgendetwas stimmt nicht. Die Dokumente passen nicht zum Konto, auf das die Männer zugreifen wollen. Kurz darauf werden diese verhaftet. Es stellt sich heraus: Zwei der Verdächtigen sind wegen Betrugs- und Steuerdelikten vorbestraft. Und Ransdorf soll wegen Schulden in den Schlagzeilen gewesen sein.
Seit Samstag ist Ransdorf, der für die tschechischen Kommunisten (KSCM) seit 2004 im Europaparlament sitzt, wieder auf freiem Fuss. Gegen ihn und seine Kollegen wird nun wegen eines mutmasslichen Vermögensdelikts ermittelt. Ob es zu einer Anklage kommt, ist noch unklar.
Doch die Fragen bleiben: An wen wollten die Männer die gigantische Summe überweisen – und wieso? Antworten fordert auch der Vorsitzende der KSCM, Vojtech Filip. Gegenüber dem tschechischen Fernsehsender CT stellte er klar: «Er hat dort keine Parteiaufgabe erfüllt.»
Der EU-Politiker selbst nahm gestern zu den Vorwürfen Stellung: Er sei zur ZKB gegangen, um den Kontakt zwischen der Bank und jemandem, der dort ein Konto habe, herzustellen. «Mein Gewissen ist rein. Ich habe nicht gegen das Gesetz verstossen.» Er fügte hinzu, dass er kein Konto bei der Bank habe und auch kein Geld verschieben wollte.