Prager Amokläufer tötete schon letzten Freitag
David K. (24) erschoss Vater und dessen Tochter (†2 Monate)

Ein tschechischer Student erschoss am Donnerstag 14 Menschen. Später richtete er die Waffe gegen sich. Nun ist bekannt: Der Mann war auch für den Tod an einem jungen Mann und seiner zwei Monate alten Tochter verantwortlich.
Publiziert: 21.12.2023 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2023 um 07:25 Uhr
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Polizeipräsident Vondrášek (l.) und der tschechische Innenminister Vit Rakusan geben neue Details über die Bluttat bekannt.
Foto: imago/CTK Photo

Es ist der schlimmste Massenmord der tschechischen Geschichte: Am Donnerstagabend tötet David K.* (24) mindestens 14 Menschen an der Prager Karls-Universität. 25 weitere wurden schwer verwundet, neun davon lebensgefährlich. Das Land steht unter Schock.

In den sozialen Medien kursierten derweil Videos, die flüchtende Studenten an der Gebäudefassade und auf den Treppen vor der Universität zeigten. Beim Versuch zu flüchten, sei eine junge Frau aus dem vierten Stock in die Tiefe gefallen. Die Studenten rannten um ihr Leben. Im Inneren des Gebäudes spielten sich ebenfalls dramatische Szenen ab. Dozenten und Studenten verbarrikadierten sich in den Hörsälen und versuchten, ruhig zu bleiben. 

Ein Student schreibt während des Amoklaufs auf X: «Ich hatte ein gutes Leben, ich möchte nicht sterben, aber was kann ich tun? Viel Glück an alle im Gebäude. Wir können ihn im vierten Stock schiessen hören.» Es habe sich wie eine Exekution angehört. Eine weitere Studentin schildert: «Wir sind im dritten Stock, wo er danach geschossen hat. Wir versteckten uns gut. Dann schoss er auf dem Flur und dort schrie jemand.»

«Die Leute waren geschockt»

Zu «Blesk» sagte eine Studentin: «Ich hatte einen Kurs im Hauptgebäude. Plötzlich stürmte ein Mann rein und fing an zu schreien: Polizei, alle raus!» Dann seien Schüsse gefallen. «In diesem Moment wurde uns klar, dass es ernst ist! Wir hatten Glück, dass wir in der Nähe des Ausgangs waren.»

Jakob Weizman teilt ein Bild aus dem Klassenzimmer auf X. «Ich sitze derzeit in meinem Klassenzimmer in Prag fest. Der Schütze ist tot, aber wir warten darauf, evakuiert zu werden. Ich bete, dass ich es lebend rausschaffe. Ich habe die Tür verschlossen, bevor der Schütze sie öffnen wollte. Verdammte Scheisse.» 

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Eine Augenzeugin sagte gegenüber «Sky News», was sie vor Ort beobachtet hat. «Die Leute waren geschockt, sie haben versucht, ihre Familien anzurufen. Es war eine schlimme Szene.»

Er tötete erst seinen Vater

K. habe zuerst seinen Vater umgebracht, erklärte der Prager-Polizeichef Vondrášek am Donnerstagabend an einer Pressekonferenz. «Die Polizei hat um 12.20 Uhr die Information erhalten, dass ein 24-jähriger Mann aus dem Dorf Hostouň nach Prag aufbrechen sollte, mit der Begründung, er wolle sich das Leben nehmen.» In dem Dorf angekommen, trafen die Beamten auf den leblosen Körper seines Vaters.

Der 24-jährige Student der philosophischen Fakultät sei nach der Tötung seines Vaters nach Prag gefahren und habe dort gegen 14 Uhr im vierten Stock des Universitätsgebäudes das Feuer eröffnet. Der Polizeisprecher gab an, dass es zwar zu einem Schusswechsel mit Polizisten gekommen sei, der Täter sich aber höchstwahrscheinlich vor der Universität selbst getötet habe. Keiner seiner Polizisten sei bei dem Einsatz ums Leben gekommen, gab Vondrášek an. 

Schütze ermordete Baby und Mann

Wie die Beamten mitteilten, hatte K. am 15. Dezember bei einem Spaziergang einen jungen Mann und seine zwei Monate alte Tochter getötet. Es handelte sich um eine «zufällige Attacke», heisst es in den tschechischen Medien. 

Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT, es gebe keine Hinweise auf einen zweiten Schützen oder auf einen terroristischen Hintergrund. Er dankte allen Einsatzkräften für ihr schnelles Handeln und ihre Bemühungen. Das Gebäude sei rasch evakuiert worden. 

Der Amoklauf im Herzen der tschechischen Hauptstadt schockiert auch europäische Politiker. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich tief bestürzt über die schrecklichen Nachrichten aus Prag. «Unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer, unser Mitgefühl gilt unseren tschechischen Freundinnen und Freunden», schrieb der SPD-Politiker beim Kurznachrichtendienst X. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die sinnlose Gewalt. Ähnlich äusserten sich die Präsidenten Frankreichs, der Slowakei, der Ukraine und Israels sowie zahlreiche weitere Spitzenpolitiker.

Universität fährt Betrieb herunter

Das Weisse Haus rund um US-Präsident Joe Biden bot dem osteuropäischen Land ebenfalls seine volle Unterstützung an. «Die USA sind schockiert über die sinnlose Gewalttat.»

Die sozialwissenschaftliche Fakultät der Karls-Universität hat den Unterricht für Freitag abgesagt. Die Sicherheitsmassnahmen an den umliegenden Universitäten wurden verschärft, teilte der Universitätsrat mit. (ene/neo)

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