Demonstranten greifen US-Botschaft in Irak an
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USA beschuldigen Iran:Demonstranten greifen US-Botschaft in Irak ann

Trumps Wahljahr beginnt verheerend
Stürmung der US-Botschaft in Bagdad – Iran und USA bekämpfen sich im Irak

Das Wahljahr 2020 beginnt für US-Präsident Trump verheerend. Iran greift im Irak die USA an. Trump droht Teheran – und beschwichtigt. Eine Eskalation der Krise am Persischen Golf würde auch die Präsidentschaftswahlen im November beeinflussen.
Publiziert: 02.01.2020 um 02:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2020 um 09:46 Uhr
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Während US-Präsident Trump in seinem Mar-a-Lago-Resort den Jahreswechsel verbringt, stürmen proiranische Milizen die US-Botschaft im Irak.
Foto: Keystone

Neujahrsgrüsse aus Teheran an Trump: Während sich der US-Präsident (73) über den Jahreswechsel in seinem Mar-a-Lago-Resort in Südflorida zu erholen versuchte, griffen Demonstranten und schiitische Milizionäre das gut gesicherte Gelände der US-Botschaft in Bagdad an.

Der Mob schlug Fenster ein und setzte Wachhäuschen beim Eingang des Areals in Brand. Über dem Gelände stiegen Rauchsäulen auf. Weiter kamen die Wütenden nicht. Das US-Militär setzte Tränengas und Kampfhubschrauber ein. Ein für Trump verheerender Beginn des Wahljahres 2020.

Regierungsgegner waren in den vergangenen Wochen in Bagdad noch resolut gestoppt worden. Nicht so dieser gewalttätige Mob, der durch die schwer gesicherte «Grüne Zone» bis zur Botschaft ziehen konnte.

Proiranische Milizen

Das zeigt, wer wirklich die Macht hat im Irak: Obschon die USA das Land im Jahr 2003 von Tyrann Saddam Hussein (†69) befreiten, ist ausgerechnet der regionale Erzfeind der Amerikaner zunehmend in Kontrolle über den Irak.

Die USA beschuldigen den Iran als Befehlsgeber hinter dem Massenansturm. Aus Protest gegen die Vorwürfe hat der Iran den Geschäftsträger der Schweizer Botschaft in Teheran einbestellt. Tatsache aber ist: Seit dem Sturz Saddams hat der mächtige Nachbar einen Satellitenstaat in dem Land aufgebaut, das es im ersten Golfkrieg von 1980 bis 1988 bitter bekämpfte. Was der eigene Krieg nicht schaffte, bereiteten die Amerikaner vor: Chaos und Gewalt im Irak ebnen den Iranern den Weg, um die allgemeine Unzufriedenheit im Land für den eigenen Machtausbau zu nutzen.

Auch der am Wochenende die Botschaft stürmende Mob scheint direkt aus Teheran gesteuert: Die proiranischen Milizen zum Beispiel, sie sind diesen Sommer offiziell in den irakischen Sicherheitsapparat eingegliedert worden. Die schiitischen Kämpfer gelten als trojanisches Pferd aus Teheran.

USA verlieren in Region an Boden

Der Ansturm auf die US-Botschaft am Silvestertag war keinesfalls spontan. Die Demonstranten erhielten Zelte, Matratzen und Essen in ihr Camp vor dem US-Areal geliefert, wo sie die Neujahrsnacht verbrachten und an Neujahr ihre Proteste fortsetzten.

Zudem erhielten sie hochrangigen Besuch von Jamal Jafaar Ibrahimi, einem mächtigen Kommandeur der Hisbollah-Brigaden, der rund 25'000 Kämpfer unter seinem Kommando hat und beste Beziehungen mit dem Iran pflegt. Sein Erscheinen vor der Botschaft war eine Machtdemonstration Teherans. Dann, nach dem Einsatz von Tränengas, Blendgranaten und wohl auf Befehl, räumte der Mob das Gelände.

Dies, während der Iran seinen Einfluss auch in Syrien immer stärker ausbauen kann und die USA in der Region immer mehr an Boden verlieren und US-Soldaten ins Visier schiitischer, vom Iran unterstützter Milizen geraten.

US-Vergeltungsangriffe

Im Irak befinden sich noch rund 5000 US-Soldaten. Aus Syrien haben sich die Amerikaner praktisch ganz verabschiedet und das Land den Russen, dem Iran, der Türkei und dem syrischen Machthaber Assad überlassen.

Die noch verbliebenen US-Soldaten werden zur Zielscheibe. Am Freitag wurden bei einem Raketenangriff auf eine Militärbasis nahe der nordirakischen Stadt Kirkuk ein US-Bürger getötet und vier weitere verletzt.

Daher die US-Vergeltungsangriffe am Sonntag auf schiitischen Milizen im Irak und in Syrien mit 25 Toten und 50 Verletzten. Der Angriff der Schiiten auf die US-Botschaft in Bagdad war die Antwort darauf.

Trump droht - und beschwichtigt

Trump liess sich zunächst nicht provozieren. Der US-Präsident drohte dem Iran wegen der Ausschreitungen in Bagdad zwar mit Vergeltung. Jegliche Schäden oder Opfer würden den Iran teuer zu stehen kommen, schrieb Trump auf Twitter.

Vor Journalisten in Florida klang er gemässigter: Er gehe nicht davon aus, dass die zunehmenden Spannungen mit dem Iran zu einem Krieg führen werden. «Ich will Frieden. Und der Iran sollte mehr als jeder andere Frieden wünschen.»

Doch die Regierung in Bagdad ist schwach. Der Einfluss der vom Iran kontrollierten Schiiten-Milizen und ihrer politischen Anführer, die Teil des Staatsapparates geworden sind, ist hingegen stark.

Superwahljahr 2020

Zehntausende Iraker haben seit Herbst gegen Misswirtschaft und Korruption der Eliten demonstriert. Sicherheitskräfte gehen brutal gegen die Demonstranten vor. Seit Beginn der Proteste sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 320 Menschen gestorben – zahlreiche durch gezielte Kopfschüsse.

Mit dem Mob über Neujahr erhöht jetzt auch der Iran den Druck in Bagdad gegen die USA und die schwache Zentralregierung. Für Trump ein Desaster. Die Kriege, die Amerika in Afghanistan und im Irak führte, sind in den USA heute höchst unpopulär.

Trump will im November als Präsident wiedergewählt werden – und wirbt immer wieder damit, die US-Armee aus dem Nahen Osten zurückzuholen. Eine Eskalation am Persischen Golf könnte auch Trumps Wiederwahl in diesem Superwahljahr gefährden.

USA stocken Truppen auf

Die neue Macht des Iran in der Region zeigt die neue Machtlosigkeit der USA in der Region. Aus einem US-Truppenabzug wird wohl so schnell nichts. Im Gegenteil. Wegen des schwelenden Konflikts mit Iran rund um den Persischen Golf hat das Pentagon 14'000 Soldaten zusätzlich in die Region verlegt, unter anderem nach Saudi-Arabien, einem Erzfeind Teherans.

Zudem erhielten in der Silvesternacht 750 Soldaten einer Luftlandedivision in North Carolina den unverzüglichen Marschbefehl. Ihr Ziel: Kuwait. Im Grenzgebiet zum Irak sollen sie für den Fall der Fälle bereitstehen – während der Iran seine Macht über die Region zunehmend festigt. (kes)

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