Wars das schon? Der Anwärter der US-Demokraten, der Donald Trump (73) aus dem Sattel hauen könnte, bekundet nach den ersten beiden Vorwahlen massive Schwierigkeiten. Joe Biden (77), schon bei der chaotischen Vorwahl in Iowa nur gerade Vierter, erlitt nun am Dienstag in New Hampshire eine noch schlimmere Schlappe.
Hinter Bernie Sanders (25,7 Prozent), Pete Buttigieg (24,4 Prozent), Amy Klobuchar (19,8 Prozent) und Elizabeth Warren (9,3 Prozent) erreichte er mit 8,4 Prozent der Stimmen nur noch den fünften Platz.
Trump wird sich die Hände reiben. Denn Biden gilt als jener demokratische Kandidat, der ihm am gefährlichsten werden kann: Barack Obamas (58) ehemaliger Vize-Präsident ist erfahren und vertritt gemässigte Werte. Er könnte am ehesten unentschlossene Wähler der Mitte auf die Seite der Demokraten ziehen.
Ohne Erfolg kein Geld
Natürlich stehen die Demokraten erst am Anfang ihrer internen Ausmarchung. Doch die ersten Resultate sind für den weiteren Verlauf der Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten in der Regel richtungsweisend. Gerät ein Kandidat schon in den ersten Runden ins Torkeln, versiegen die Spenden. Sponsoren setzen eben eher auf Siegertypen.
Dass Biden so absackt, hat mehrere Gründe. Er ist nicht mehr der frische Vize, den man aus Obama-Zeit kannte. Seine Reden sind oft schlecht strukturiert, er vergisst Namen und Pointen. Biden ist alt geworden. Nicht von ungefähr nennt ihn Trump verächtlich «Sleepy Joe», der verschlafene Joe.
Kommt dazu, dass Biden bei Trumps Impeachment-Verfahren selber Schlagseite erlitten hat. Die Republikaner konnten täglich gegen ihn und seinen Sohn Hunter (50) Korruptionsvorwürfe lancieren. Letztlich ging es Trump bei seinem Ukraine-Telefonat genau darum, diese Vorwürfe unter die Leute zu bringen.
Biden setzt auf Hispanos und Afro-Amerikaner
Biden setzt nun auf die Vorwahlen in Nevada am 22. Februar und in South Carolina am 29. Februar. Da wohnen viele hispanische und afro-amerikanische Wähler, die Biden zu seinen treuesten Unterstützern zählt und die er mit relativ wenig Werbeaufwand bei Laune halten kann.
So setzte er sich bereits vor Wahlschluss in New Hampshire in den Jet, um zu Auftritten in South Carolina zu fliegen. Er twitterte: «99,9 Prozent – das ist der Anteil der Afro-Amerikaner, die bisher noch nicht wählen konnten. Man darf und kann die Nomination der Demokraten nicht gewinnen ohne die Unterstützung von schwarzen und braunen Wählern.»
Erste Stimmen für Bloomberg
Definitiv das Genick brechen könnte es Biden, wenn der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (77) ins Rennen steigt. Der 62 Milliarden Dollar schwere Medienunternehmer verzichtet auf die Vorwahlen in Staaten, die wenig Delegiertenstimmen bringen – er tritt erst am 3. März, dem sogenannten Super Tuesday, zur Wahl an. An diesem Tag wird in 14 Staaten gewählt, darunter in bevölkerungsreichen wie Kalifornien und Texas.
Obwohl noch ohne Vorwahl, verbucht der moderate Bloomberg bereits die ersten Stimmen. Im kleinen, nur gerade zwölf Einwohner zählenden Nest Dixville Notch, wo die Abstimmungen in New Hampshire traditionell beginnen, verbuchte er von den fünf abgegebenen Stimmen gleich deren drei. Immerhin ein Zeichen dafür, dass er – dank seiner selber finanzierten Multimillionen-Kampagne – auch ohne Auftritt klar wahrgenommen wird.
Sanders in Führung
Noch ist es ein langer Weg, bis die Demokraten ihren Trump-Herausforderer bestimmt haben. Zurzeit steht in den nationalen Umfragen Bernie Sanders an der Spitze. Aber will die Mehrheit der Amerikaner wirklich ein linkspopulistisches Gegenstück zu Trump? Einen Mann, der bei Amtsantritt mit 79 Jahren noch einiges älter wäre als der amtierende Präsident?
Trump wird sich das Spektakel mit Freuden anschauen. Ihm kann jeder Zwist innerhalb der ihm verhassten Demokraten nur recht sein.