Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft haben sich in der ersten grossen Fernsehdebatte die zehn aussichtsreichsten republikanischen Anwärter eine hitzige Debatte geliefert. Milliardär und Immobilien-Tycoon Donald Trump setzte seine Tirade gegen die politische Elite fort.
Für Aufsehen sorgte der Unternehmer gleich zu Beginn, als er als einziger offen liess, ob er allenfalls als Unabhängiger zu den Wahlen antreten würde. Auf die Frage der Moderatoren, ob er bei einer Niederlage im Vorwahlkampf auf einen Alleingang verzichten werde, antwortete er: «Ich werde zum gegenwärtigen Zeitpunkt dieses Versprechen nicht geben.»
Ein Wahlkampf Trumps als unabhängiger, dritter Kandidat bereitet den Republikanern grosse Sorge. Da bei einer knappen Wahl jede Stimme aus dem konservativen Lager zählt, könnte eine Kandidatur Trumps letztlich den Weg zu einem Sieg der Demokraten ebnen.
«Keine Zeit für politische Korrektheit»
Ran Paul, Senator von Kentucky, warf Trump vor, Politiker aller Couleur zu «kaufen und verkaufen». «Er hat schon Wetten auf die Clintons abgeschlossen, ok?», sagte er.
Trump kritisierte, die USA sei zu politisch korrekt. «Ich werde von so vielen Leuten herausgefordert und ich habe, offen gesagt, keine Zeit für totale politische Korrektheit», sagte er. «Und um ehrlich zu sein, hat dafür auch dieses Land keine Zeit.» Im Verlauf der Debatte behauptete Trump dann: «Den meisten Personen auf der Bühne habe ich viel Geld gegeben.»
Der durch eine Reality-Fernsehsendung bekannte Geschäftsmann schlachtete ansonsten vor allem das Thema illegale Einwanderung populistisch aus. «Wir müssen eine Mauer bauen. Und sie muss schnell gebaut werden», sagte Trump. Die «dummen Spitzenpolitiker in den Vereinigten Staaten» würden nichts gegen illegale Einwanderung unternehmen. «Unsere Leader sind dumm. Unsere Politiker sind dumm», sagt er.
Im Publikum in Cleveland stiessen Trumps Äusserungen auf geteilte Reaktionen: Neben Applaus waren auch laute Buh-Rufe zu hören. Der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush, warf Trump eine «spaltende Sprache» vor.
Trump treffe einen Nerv
Der Gouverneur von Ohio, John Kasich, sagte, dass Trump mit der Einwanderungsdebatte «einen Nerv» getroffen habe. «Die Leute sind frustriert. Sie haben es satt», sagte Kasich und fügte mit Blick auf Trump hinzu: «Er hat seine Lösungen, einige von uns haben andere Lösungen.»
Bush sprach sich dafür aus, Einwanderern ohne gültige Papiere einen Weg in die Legalität zu ermöglichen. Wisconsins Gouverneur Scott Walker machte dagegen deutlich, dass es mit ihm als Präsidenten keine «Amnestie» geben werde.
Bei der Debatte ging es auch um die Sanierung der Staatsfinanzen, den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), das Atomabkommen mit dem Iran sowie Streitfragen wie Abtreibung, landesweite Schulstandards und die Homoehe.
Kritik an Hillary Clinton
Die republikanischen Bewerber kritisierten ausserdem die frühere Aussenministerin Hillary Clinton, die als grosse Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gilt. «Jeder Teil der Welt, den Hillary Clinton angerührt hat, ist heute in grösserer Unordnung», sagte Walker.
Bush distanzierte sich von dem unter seinem Bruder George W. Bush angeordneten Einmarsch in den Irak. Rückblickend sei der Krieg ein «Fehler» gewesen, sagte er. «Ich wäre nicht reingegangen.» Zugleich warf er Präsident Barack Obama vor, den Irak mit dem Abzug der US-Armee im Stich gelassen und damit den Aufstieg der IS-Miliz begünstigt zu haben.
Debatte zur besten Sendezeit
Die erste grosse Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber war vom Nachrichtensender Fox News organisiert worden. Angesichts des 17-köpfigen Bewerberfeldes entschied sich der Sender für zwei getrennte Debatten: Zur besten Sendezeit durften sich die zehn Bewerber messen, die laut einem Bündel von Umfragen zuletzt am besten abschnitten.
Neben Trump, Bush, Kasich und Walker nahmen auch der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson, die Senatoren Ted Cruz, Marco Rubio und Rand Paul sowie der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, teil. Sieben weitere Bewerber kamen nur bei einer weniger prominenten Veranstaltung am Nachmittag zum Zug.
Die Präsidentschaftswahl findet im November 2016 statt, Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Beide Parteien bestimmen ab Anfang kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten. (SDA)