Gestern Abend sitzen US-Präsident Donald Trump und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe beim Abendessen in Trumps Privatclub Mar-A-Lago in Florida. Zuvor haben die Staatsoberhäupter Golf gespielt.
Es sollte ein ruhiges Dinner werden. Und für zahlreiche Mitglieder des noblen Clubs, die viel Geld zahlten, um im gleichen Raum wie der US-Präsident dinieren zu dürfen.
Ein Anruf veränderte alles
Gerade wird Eisbergsalat mit einem Blauschimmelkäse-Dressing serviert. Im Hintergrund spielt ein Musiker auf einem Keyboard. Dann klingelt das Handy von Trump – und auf einmal verwandelt sich das Abendessen zu einer Krisensitzung, wie Anwesende dem TV-Sender CNN verrieten.
Stühle werden zusammengerückt, Berater angerufen, Dokumente studiert. Das Abendessen ist vorzeitig zu Ende, der Salat wird abgeräumt. Der Grund: Nordkorea hat eine Mittelstrecken-Rakete getestet. Ein Affront gegen den neuen Präsidenten Donald Trump und Shinzo Abe.
Der Typ der Rakete ist noch nicht bestätigt. Die Reichweite von Mittelstreckenraketen liegt zwischen 1300 und 4000 Kilometern. Mögliche Ziele solcher Raketen könnten Japan oder amerikanische Militärstützpunkte sein.
Geheimagenten in Trumps Privatclub?
Dass ein Thema der nationalen und internationalen Sicherheit an einem Tisch inmitten von Trumps Märchenschloss und vor reichen Clubmitgliedern verhandelt wird, sorgt für die nächste Welle der Empörung in den USA. «Wie viele Mar-A-Lago-Mitglieder sind wohl Agenten von fremden Geheimdiensten?», fragt zum Beispiel Chelsea Clinton, Tochter der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Hillary auf Twitter.
Trump und Abe gaben im Anschluss eine Stellungnahme. Beide kritisieren den Raketentest Nordkoreas und sichern sich gegenseitige Unterstützung zu. Trotz der Krisensitzung liess es sich Trump nicht nehmen, eine Hochzeit zu besuchen, die im grossen Ballsaal auf Mar-A-Lago stattfand. (jmh)