Der Schwiegersohn arbeitet gratis im Weissen Haus
Jared Kushner ist der «Trump-Flüsterer»

Jared Kushner (36), Geschäftsmann und Schwiegersohn von Donald Trump, wird einer der Chefberater im Weissen Haus. Der Interessenkonflikt ist programmiert.
Publiziert: 10.01.2017 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:55 Uhr
Seit 2009 verheiratet: Jared Kushner (36) und Ivanka Trump (35).
Foto: imago stock
Gregory Remez

Eigentlich ist es dem US-Präsidenten verboten, Verwandte zu berufen. Das sieht ein entsprechendes Gesetz gegen Vetternwirtschaft aus dem Jahr 1967 vor. Es war verabschiedet worden, nachdem der frühere Präsident John F. Kennedy seinen Bruder Robert Anfang der 60er-Jahre zum Justizminister ernannt hatte.

Doch was verboten ist, bedeutete im Trump-Universum schon immer mehr Ansporn denn Hindernis. Deshalb überrascht die jüngste Meldung nicht: Donald Trump will seinen Schwiegersohn Jared Kushner zu einem seiner einflussreichsten Berater ernennen.

Auch über Kushners Ehefrau, Trumps älteste Tochter Ivanka (35), war zuletzt spekuliert worden, dass sie eine wichtige Rolle an der Seite ihres Vaters spielen könnte. Aus dem Übergangsteam hiess es aber nach der Benennung Kushners, Ivanka werde nun doch keinen Job im Weissen Haus annehmen, sondern sich vorerst um ihre drei Kinder kümmern. Dass Ivanka an den Herd zurückkehrt, kann angesichts eines Milliardärshaushalts aber kaum behauptet werden.

Der «Trump-Flüsterer»

Kushner, der heute seinen 36. Geburtstag feiert, gehörte schon während des Wahlkampfs und in der Übergangszeit zu den einflussreichsten Figuren in Trumps Machtzirkel. Er soll wesentlich an Personalentscheidungen des designierten Präsidenten beteiligt gewesen sein. Nun wird der Geschäftsmann aus New Jersey auch zum Strippenzieher im Weissen Haus. 

Medien nennen Kushner den «Trump-Flüsterer». Laut Insidern ist er der Einzige, der das aufbrausende Temperament des künftigen Präsidenten besänftigen kann. Trump selbst bezeichnet Kushner als «brillanten jungen Mann». Er traue ihm gar zu, den Nahost-Konflikt zu lösen, so Trump einst im Wahlkampf. 

Kein Gehalt, viel Einfluss

Um den Nahost-Konflikt dürfte sich auch Kushners Hauptaufgabe im Weissen Haus drehen. Der Sohn einer orthodox jüdischen Familie soll sich gemäss Aussagen seiner Anwältin Jamie Gorelick vor allem um die Themen Israel und Mittlerer Osten kümmern. Ausserdem werde er eng mit Trumps designiertem Handelsminister Wilbur Ross zusammenarbeiten.

Für seinen Schwiegersohn schweben Trump Titel wie «Senior Advisor» oder «Special Counsel» vor. Er soll sich um alles kümmern, was Trump wichtig ist – und das offenbar für lau. Gemäss US-Medien wird Kushner für seine Beraterrolle kein Gehalt kassieren. 

Kushners Loyalität gegenüber Trump gilt als unerschütterlich. Zwischen den beiden gibt es gleich mehrere Gemeinsamkeiten. Ebenso wie Trump ist Kushner Immobilienunternehmer und Medienmanager. Die Wochenzeitung «New York Observer», die Kushner 2006 gekauft hatte, trat etwa als eine der wenigen bekannteren Blätter offiziell für Trump im Wahlkamp ein.

Fader Beigeschmack

Die Beraterrolle des Geschäftsmanns an der Seite des Präsidenten löst heftige Diskussionen um mögliche Interessenkonflikte aus. Erst am Wochenende war Kushner in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass er sich eine Woche nach Trumps Wahlerfolg mit einem chinesischen Immobilien-Tycoon getroffen hatte, um über eine Zusammenarbeit zu verhandeln.

Anwältin Jamie Gorelick war gestern denn auch sichtlich darum bemüht, den faden Beigeschmack bei Kushners Benennung zu vertreiben: Ihr Mandant werde sich vom Justizministerium rechtlich beraten lassen, sagte sie der «New York Times».

Zudem plane Kushner, Teile seiner Immobilien-Holdings und andere Unternehmungen an seinen Bruder und einen Trust zu veräussern, dem seine Mutter vorstehe. Seine Position als Verleger des «Observer» hat Kushner bereits an seinen Schwager übergeben. Ob das reicht, all jene zu befrieden, die einen Verstoss gegen Anti-Vetternwirtschafts-Gesetze und Interessenskonflikte befürchten?

Für die Trump-Berater ist alles sowieso halb so wild. Sie argumentieren, dass der Präsident grösseren Spielraum habe, wenn es um Ernennungen für das Weisse Haus und nicht das Kabinett gehe.

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