Kaum ein Tag, an dem man sich im Weissen Haus nicht die Augen reibt. Die heutige Kuriosität präsentiert Donald Trumps (71) Chefstratege Steve Bannon (63). In einem Interview mit dem progressiven News-Portal «The American Prospect» widerspricht er Trumps Nordkorea-Politik und zieht über die Neonazis im US-Bundesstaat Virginia her.
«Diese Typen sind ein Haufen Clowns», sagt Bannon zu den rechtsextremen Demonstranten in Charlottesville, wo am Samstag ein Rassist in eine Gegen-Demonstration gerast ist und eine Frau (†32) getötet hat.
«Ethno-Nationalisten – das sind Verlierer.» Unerwartet deutliche Worte für Bannon, der diese Szene als Chef des fremdenfeindlichen Portals «Breitbart» lange beeinflusst hat. Zudem gilt er als treibende Kraft hinter Trumps America-First-Politik.
Zu den Drohungen des irren Kim aus Nordkorea nimmt der Stratege eine ganz andere Position ein als sein Chef Trump, der immer wieder mit einem Angriff droht. «Es gibt keine militärische Lösung», so Bannon.
«Ausser, jemand zeigt mir, dass nicht zehn Millionen Leute in Seoul nach 30 Minuten durch konventionelle Waffen sterben.» Südkorea würde als Alliierter der USA bei einem Krieg ziemlich sicher eines der ersten Ziele des Kim-Regimes werden.
Ist Bannon in die Scaramucci-Falle getreten?
Bannon war sich gemäss Insidern möglicherweise gar nicht bewusst, dass seine Aussagen an die Öffentlichkeit gelangen. Dabei rief er selbst beim Journalisten an – offenbar, um ihm zu einem Artikel zur China-Politik der USA zu gratulieren. Bannon habe nie verlangt, seine Aussagen als Hintergrund-Informationen zu behandeln, die nicht veröffentlicht werden dürfen, heisst es im Artikel.
Den gleichen Fehler machte Ex-Kommunikationschef Anthony Scaramucci (53) vor rund drei Wochen, als er einen Reporter anrief und zu einer vulgären Schimpftirade ansetzte. Nach zehn Tagen war «The Mooch» sein Amt los.
Im Gegensatz zum Wallstreet-Banker sollte es Bannon aber besser wissen. Er war nicht nur lange «Breitbart»-Chefredaktor, sondern gilt als filigraner Medien-Jongleur, der gezielt Infos und Storys streut, um die öffentliche Meinung nach seinem Gusto zu beeinflussen.
Bannon auf dem Schleudersitz
Bei der progressiven Bewegung in den USA macht Bannon vielleicht ein bisschen Boden gut. Sie forderte nach den hässlichen Szenen in Charlottesville Bannons Entlassung – weil er als Bindeglied der Trump-Regierung zu der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung gilt, die zusehends ausser Kontrolle gerät.
Im Weissen Haus könnte Bannon, der hinter der vermasselten Einreisesperre steht, aber noch weiter ins Abseits geraten. Vom Chef gibt es öffentlich jedenfalls kaum mehr Rückhalt. Auf die Frage, wie es mit dem Strategen im Weissen Haus weitergehe, antwortete Donald Trump am Donnerstag knapp: «Wir werden sehen.»