Das Weisse Haus bestritt es nicht mal: Bei einem Treffen zur Einwanderungspolitik äusserte sich Donald Trump (71) abfällig über Afrika und Haiti. «Warum wollen wir diese Leute aus Afrika hier haben? Das sind Drecksloch-Länder ...», sagte er Insidern zufolge bei einer Besprechung mit zwei Senatoren im Weissen Haus. Auch Migranten aus Haiti sähe er nicht gerne in den USA.
Trump ist grosser Norwegen-Fan
Stattdessen findet Trump, es sollten mehr Menschen aus Norwegen aufgenommen werden. Seit der US-Präsident sich diese Woche mit der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg (56) getroffen hat, ist er ein grosser Fan des skandinavischen Landes – selbst über einen Wiedereinstieg ins Pariser Klimaabkommen scheint er seither nachzudenken. Nach Meinung des US-Präsidenten böten Länder wie Norwegen – im Gegensatz zu Afrika und Haiti – qualifizierte Arbeitskräfte.
Die verbalen Entgleisungen des US-Präsidenten haben Methode: Seit Donald Trump seine Kandidatur verkündete, beleidigte er laut einer Liste der New York Times (Stand: 3. Januar) allein über Twitter bereits 424 Menschen, Orte und Dinge — darunter auch Länder wie China, Australien, Frankreich und Deutschland.
Zuletzt war sein Lieblingsthema immer wieder Nordkorea. Im September verkündete er, Nordkorea «komplett zerstören» zu wollen; Anfang Januar drohte er via Twitter, über die grösseren und mächtigeren Atomwaffen als Kim Jong Un zu verfügen.
Republikaner und Demokraten sind entsetzt über Trumps Beleidigungen
Dass sich Trump international wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt, entsetzt auch seine eigene Partei. Die republikanische Kongressabgeordnete Mia Love, Tochter haitianischer Einwanderer, nannte die Haiti-Beleidigung des US-Präsidenten in einem Tweet am Donnerstag (Ortszeit) «spaltend».
Trumps Aussage sei ein Schlag gegen die Werte der USA. Sie forderte Trump auf, sich beim amerikanischen Volk und bei den betroffenen Ländern zu entschuldigen.
Auch andere Republikaner sowie Demokraten reagierten auf Trumps Worte empört. Der Zeitung «USA Today» zufolge forderte der republikanische Senator Orrin Hatch aus Utah eine detaillierte Erklärung der Äusserung. Zugleich betonte er, Immigranten – aus welchem Land auch immer – machten die USA «besonders».
Trumps Aussage über Afrika und Haiti ist rassistisch
Der demokratische Senator Richard Blumenthal bezeichnete Trumps Worte auf Twitter als «unverhohlenen Rassismus» und «schamlosen Verrat amerikanischer Werte».
Ein Sprecher des US-Präsidialamtes erklärte hingegen, dass sich Trump nicht wie andere Politiker für Länder einsetzen wolle, die nicht zu den USA gehörten: «Präsident Trump wird immer für die Amerikaner kämpfen.»
Doch auch international ist die Empörung gross. «Wenn das so stimmt, sind dies schockierende und beschämende Äusserungen des US-Präsidenten», sagte Rupert Colville, Sprecher des Uno-Hochkommissars für Menschenrechte, am Freitag in Genf. «Man kann nicht ganze Länder und Kontinente als Dreckslöcher bezeichnen, deren Einwohner, die alle nicht weiss sind, deshalb nicht willkommen sind.» Es gehe hierbei nicht nur um eine vulgäre Sprache, sondern um Rassismus.
Trump will weniger Migranten aus Afrika und Haiti
Anlass der Besprechung im Weissen Haus, bei dem die heftigen Beleidigungen fielen, war den Angaben zufolge ein Bericht von Senator Dick Durbin von den Demokraten und dem republikanischen Senator Lindsey Graham über ein neues Migrationsgesetz, das von beiden politischen Lagern ausgearbeitet wurde.
Die Senatoren erklärten demnach, wie bestimmte Programme funktionieren — darunter eines zur Aufnahme von Flüchtlingen, deren Heimat von Naturkatastrophen oder inneren Unruhen erschüttert ist. Dieses Programm will Trump beenden. Erst vor wenigen Tagen beschloss seine Regierung, ab September kommenden Jahres etwa 200'000 Salvadorianern den besonderen Schutzstatus zu entziehen.
Der Senat indes will das Programm beibehalten und im Gegenzug ein Visa-Losverfahren auslaufen lassen, durch das 50'000 Menschen pro Jahr aus Ländern, aus denen vergleichsweise wenige Migranten stammen, in die USA kommen dürfen.
Trump streitet auf Twitter alles ab
Der US-Präsident äusserte sich am Freitagmorgen US-Zeit zur Angelegenheit. Niemals habe er etwas Abwertendes über Haitianer gesagt, so Trump auf Twitter – ausser, dass Haiti ein sehr armes und problembelastetes Land sei. Das Wort «Drecksloch» erwähnt er in seiner Stellungnahme nicht. (kin)