Nackt-Party in Russland sorgt für heftige Gegenreaktionen
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«Sie sollten sich schämen»:Diese Videos der Nackt-Party in Russland sorgen für Skandal

Kriegsdienst in der Ukraine
Russen-Militär zieht Rapper nach Nacktparty-Skandal ein

Männer in Russland werden von Putin als Kanonenfutter an die Front geschickt – und die Reichen und Schönen feiern in Moskau. Bilder und Video einer Party sorgten für einen Skandal und sogar für Bussen. Ein Rapper wurde jetzt vom Militär vorgeladen.
Publiziert: 08.01.2024 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 12:52 Uhr
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Die Bilder der Party beherrschten zuletzt Russlands Schlagzeilen. Auch Xenia Sobtschak (r.) veröffentlichte eine Entschuldigung.
Foto: Screenshot Mash

Sie kriechen zu Kreuze, betteln um Vergebung: Mehrere berühmte Persönlichkeiten in Russland habe auf ihren Kanälen in den sozialen Medien Videos veröffentlicht, in denen sie beteuern, vorher nichts gewusst zu haben. 

Vorher heisst: Vor der Party im Moskauer Nachtclub Mutabor, zu der die Bloggerin und TV-Moderatorin Nastja Iwleewa am 20. Dezember eingeladen hatte. Motto: «Fast Nackt»! Eingeladen waren die Reichen und Schönen von Moskau: Influencer, TV-Persönlichkeiten, Rapper.

Und diese hielten sich an das Motto und erschienen nicht gerade züchtig: Der Rapper Vacio – Nikolai Wassiljew – tauchte komplett nackt auf. Nur gerade eine Socke bedeckte halbherzig seinen Intimbereich. Andere Gäste hatten vor allem durchsichtige Oberteile oder Hosen getragen. 

Bilder erreichten Soldaten an der Front

Die Party war privat – doch natürlich schossen die Prominenten fleissig Fotos und Videos und schon bald lief der Rest von Russland Sturm. Die Bilder erreichten die Soldaten an der Front, die sich danach bei ihren Vorgesetzten beklagten. 

Auch Kreml-freundliche Blogger, Abgeordnete und Aktivisten, die den Krieg in der Ukraine unterstützen, waren laut BBC wütend: Wie konnten Prominente so feiern, während russische Soldaten bei der «militärischen Spezialoperation», wie der Krieg in Russland genannt wird, ihr Leben aufs Spiel setzten?

Gefängnis und Busse für Rapper

Es blieb nicht nur bei der Empörung. Die Polizei verhaftete den sockentragenden Rapper Vacio, steckte ihn für 15 Tage ins Gefängnis und verhängt eine Geldstrafe von umgerechnet über 1800 Franken. Grund: «Werbung für nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen». 

Der Sockenauftritt hat für den Sprachgesangskünstler nun weitere Folgen, wie «Nexta» berichtet. Er wurde vom Militär vorgeladen. 

Die Anwälte des Rappers teilten mit, dass Wassiljew, nachdem er die 15 Tage in einem Sondergefängnis verbüsst hatte, in ein Militärrekrutierungszentrum gebracht und ihm eine militärische Vorladung ausgehändigt wurde. Der Rapper soll demnach am 9. Januar beim Rekrutierungsbüro des Militärs erscheinen. Es erscheint wahrscheinlich, dass er zum Kriegsdienst in der Ukraine eingezogen wird.

Stars aus Silvestershows geschnitten

Auch der Organisatorin, Nastja Iwleewa, die im BH und teuren Juwelen feierte, droht rechtlicher Ärger. Gegen sie wurde laut der BBC eine Sammelklage mit der Forderung, eine Milliarde Rubel (über 9 Millionen Franken) an die Organisation «Verteidiger des Vaterlandes» zu spenden, eingereicht. 

Hinter den Kulissen hat die Party ebenfalls Folgen. Offenbar wurden bereits Werbeverträge gekündigt und Konzerte abgesagt. Iwleewa, eigentlich Gesicht eines Mobilfunkanbieters, wurde bereits aus allen Werbungen entfernt. Und laut dem Portal Pravda sind auch einige Stars aus den bereits voraufgezeichneten TV-Silvestershows rausgeschnitten worden. 

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«Bin bereit für meine öffentliche Hinrichtung»

Einer, der nun zu Kreuze kriecht, ist der Star Philipp Kirkorow: «Ich gebe zu, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das Letzte, was ich will, ist, dass ein solches Ereignis, mein Fehler, zu Einschränkungen meiner Karriere in Russland führt, dem einzigen Land, in dem ich als Künstler und als Bürger existiere.» Sogar bei Kreml-Sprecher Dimitri Peskow entschuldigte sich der Sänger. 

Auch Xenija Sobtschak (42), TV-Moderatorin und Kandidatin bei der russischen Präsidentschaftswahl 2018, entschuldigte sich öffentlich. Die «russische Paris Hilton», wie Sobtschak auch genannt wird, musste 2022 aufgrund einer Untersuchung der Behörden gegen sie ins Ausland fliehen. Nun bewegt sie sich wieder in Russland – und feiert mit der Elite während des Krieges. «Wenn sich jemand durch mein Aussehen angegriffen fühlte, entschuldige ich mich dafür. Ich liebe mein Land, ich bin ein Journalist, der in Russland arbeitet», sagte Sobtschak. Pikant: Nur wenige Tage zuvor sagte sie laut einem Bericht der «Daily Mail», sie sehe «keinen Grund für eine Entschuldigung.»

Andere verteidigen ihre Teilnahme: Popstar Dima Bilan sagt laut BBC: «Ich trug einen Rollkragenpullover, einen grossen Mantel, Hosen und Schuhe. Ich konnte nicht im Voraus wissen, was die anderen Gäste tragen würden.» 

Nastja Iwleewa, gegen die nun auch die Steuerbehörde ermittelt, ist derweil Persona non grata. In einer Videobotschaft bettelt sie: «Man sagt, dass Russland weiss, wie man vergibt. Wenn dem so ist, möchte ich Sie, das Volk, um eine zweite Chance bitten. Wenn die Antwort nein lautet, dann bin ich bereit für meine öffentliche Hinrichtung.» (neo/nad)

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