Trotz Hollande-Begnadigung
Misshandelte Mörderin Jacqueline Sauvage bleibt im Knast

Frankreichs Präsident François Hollande hatte sie Anfang Jahr begnadigt, einem Gericht in Melun war das egal: Die wegen Mordes an ihrem gewalttätigen Ehemann verurteilte Jacqueline Sauvage (68) kommt vorerst nicht frei.
Publiziert: 12.08.2016 um 15:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:45 Uhr
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Ihr Fall sorgte in ganz Frankreich für Aufsehen: Jacqueline Sauvage (68), die ihren Mann tötete, wurde Ende Januar von Präsident Hollande begnadigt.
Foto: Keystone

Keine Gnade für Jacqueline Sauvage: Die wegen Mordes an ihrem gewalttätigen Mann verurteilte Französin muss trotz ihrer Begnadigung durch Frankreichs Präsident François Hollande in Haft bleiben.

Ein Gericht in Melun südlich von Paris hat ihren Antrag auf Freilassung zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft kündigte Berufung an.

Selbstmord nach Missbrauch

Die im Herbst 2014 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilte Sauvage gilt als Opfer häuslicher Gewalt. Sie war 47 Jahre mit ihrem Mann verheiratet, einem gewalttätigen Alkoholiker, der nach ihren Angaben sie selbst sowie ihre drei Töchter schlug und vergewaltigte. Auch den Sohn soll er missbraucht haben.

Einen Tag nachdem sich dieser das Leben genommen hatte, schoss Sauvage ihrem Mann im September 2012 mit einem Gewehr drei Mal in den Rücken.

Im Oktober 2014 wurde sie des Mordes schuldig befunden und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Auch in einem Berufungsverfahren im Dezember wurde ihr Argument der Notwehr nicht anerkannt.

«Katastrophales Signal»

Sauvages Fall hatte in ganz Frankreich für Aufsehen gesorgt. 400'000 Menschen unterschrieben eine Petition für die Freilassung der Verurteilten. Präsident Hollande begnadigte Sauvage daraufhin Ende Januar unter Auflagen.

Die Frau beantragte daraufhin ihre Freilassung beim zuständigen Gericht in Melun. Dieses wies den Antrag nach Darstellung ihrer Anwälte zurück, weil Sauvage «die Motive für ihre Tat nicht ausreichend hinterfragt habe».

In der Classe Politique stiess das Urteil auf scharfe Kritik. Die Reaktionen reichten von Enttäuschung bis hin zu Empörung.

Die konservative Parlamentsabgeordnete Valérie Boyer schrieb etwa auf Twitter: «Diese Entscheidung der Justiz ist ein katastrophales Signal für alle Frauen, die geschlagen werden, es ist unerträglich.» Auch Frauenrechts-Organisationen äusserten sich schockiert. (gr/SDA)

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