Trotz brodelndem Konflikt
Schweizer Firma liess Taiwan-Militärgerät in China reparieren

Taiwan schickte kaputte Teile seines Raketensystems zurück an den Hersteller aus der Schweiz. Doch statt dass dieser sie hier reparierte, landeten die Teile in der chinesischen Niederlassung.
Publiziert: 08.01.2023 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2023 um 14:18 Uhr
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Bei der Schweizer Firma Leica Geosystems mit Sitz in Heerbrugg SG kam es zu einem heiklen Zwischenfall.
Foto: Daniel Kellenberger
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Jenny WagnerRedaktorin News

Eigentlich sollte die Schweiz Militärgeräte aus Taiwan reparieren. Doch stattdessen liess die Schweizer Firma Leica Geosystems Taiwans Raketenteile in einem Werk in China reparieren. Dies berichtet die «Sonntagszeitung». Und das in einer Zeit, in der der Konflikt zwischen China und Taiwan zu eskalieren droht.

Das taiwanesische Raketensystem Hsiung Feng bekämpft vor allem Schiffe und Flugzeugträger, deshalb ist es unverzichtbar, um sich im Falle eines Angriffs gegen die chinesische Marine zu wehren. Teile der Raketensteuerung, sogenannte Theodolite, messen Winkel zwischen zwei Punkten. Nach Angaben des National Chung-Shan Institute of Science and Technology wurden diese Theodolite 2011 in der Schweiz gekauft. Kürzlich wurden sie an den Hersteller Leica Geosystems im Kanton St. Gallen zurückgeschickt, da Probleme auftraten.

Nun hat Taiwan die reparierten Teile zurückbekommen – jedoch nicht aus der Schweiz, sondern direkt aus der chinesischen Provinz Shandong, wie die Importdokumente zeigten. Die militärischen Teile kamen also direkt aus dem feindlichen Lager – ein Schock für das taiwanesische Militär. Es sorgte sich, die Teile könnten in China manipuliert worden sein.

In China werden Teile für den asiatischen Raum verarbeitet

Die Firma Leica Geosystems wirbt auf seiner Webseite mit «Swiss Technology». Sie hat ihren Sitz in Heerbrugg SG und gehört zu dem schwedischen Hexagon-Konzern, betreibt aber auch eine chinesische Niederlassung für Wartung und Reparatur, in der Teile für den asiatischen Raum repariert werden. Die Schweizer Firma äusserte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorfall, schreibt die «Sonntagszeitung».

Taiwan nutzt die Hsiung-Feng-Raketen zur Abschreckung von China. Die asiatische Grossmacht betrachtet die Insel auf dem Pazifik als Teil der eigenen Republik. Taiwan hingegen beharrt auf seiner Unabhängigkeit. Seit der russischen Invasion in der Ukraine wächst die Befürchtung, China könnte einen ähnlichen Schritt wie Russland gegen Taiwan unternehmen, um sich die Insel einzuverleiben.

Taiwan gibt Entwarnung

Das Chung-Shan-Institut konnte nun Entwarnung geben. Die Theodolite wurden demnach nicht manipuliert. Es seien keine Sicherheitslücken entstanden, die Teile können wieder in den Raketen verbaut werden.

Dennoch gab es eine Rüge für die Schweizer Firma. Laut Medienberichten hat Taiwan Leica Geosystems gebeten, in Zukunft anders vorzugehen. Solche riskante Situationen könne man sich in einer so heiklen Zeit nicht erlauben.

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