Europa markiert Distanz zu Russland und Kriegspräsident Wladimir Putin (69). Nirgendwo ist der antirussische Eifer grösser als in den ehemaligen Ostblockstaaten des Sowjetreichs. Zwischen dem Baltikum und dem Balkan werden derzeit alte Sowjetdenkmäler niedergerissen. Eine Insel, die sich loyal zu Russland und Putin bekennt, bleibt in Europa bestehen: Serbien.
Das haben Serben am Wochenende einmal mehr bewiesen. Demonstranten marschierten mit einer grossen Putin-Fahne durch Belgrad. Es war ein Protestmarsch gegen eine geplante LGBTQ-Veranstaltung, die vom 12. bis 18. September 2022 in der serbischen Hauptstadt hätte stattfinden sollen.
Regierung und Behörden befürchteten Zusammenstösse mit rechtsextremen Gruppen. Der internationale Anlass – eine Demonstration liberaler westlicher Werte – wurde abgesagt. Dies, während sich Serbien quasi als prorussische Insel inmitten von feindlich gesinntem europäischem Territorium behauptet. So wird Russen auch die visumfreie Einreise gewährt. Zudem weigert sich Belgrad, sich Sanktionen gegen Russland anzuschliessen.
Dugina-Tribut von serbischen Fans
Auf welcher Seite viele Serben im Ukraine-Konflikt stehen, haben am Wochenende Fussballfans deutlich gemacht. Fans von Roter Stern Belgrad rollten im Stadion ein riesiges Banner mit der Aufschrift «Darja Dugina – ewiges Gedenken» auf. Dugina (†29), Journalistin und Tochter des nationalistischen Ideologen Alexander Dugin (60), wurde am 20. August bei einem Attentat am Stadtrand von Moskau getötet.
In sozialen Medien gepostete Videos zeigen auch, wie die Menge das Lied «Katjuscha» singt. Das russische Volkslied wurde beim Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion zum populären patriotischen Akt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Lied beliebt. In der DDR zählte «Katjuscha» fest zum antifaschistischen Liederrepertoire.
Heute wird «Katjuscha» von den Fans von Roter Stern Belgrad skandiert. Überhaupt haben sich der Verein und seine Anhänger seit Moskaus Invasion in der Ukraine als Verfechter russischer Werte erwiesen. So hielten die Belgrader im Juli ein Freundschaftsspiel gegen den russischen Fussballclub Zenit St. Petersburg ab. Der «Clash of the Champions» war ein Zeichen dafür, dass der serbische Verein nichts von Sanktionen gegen russische Fussballmannschaften wissen will. Vereine wie Zenit sowie die russische Nationalmannschaft bleiben von europäischen Turnieren ausgeschlossen.
Allerdings hat sich Roter Stern Belgrad entschieden, das Sponsoring mit dem russischen Energieriesen Gazprom zu beenden. (kes)