Ds Weisse Haus hat am Sonntag einen Notstand ausgerufen. Dies, um die Versorgung der US-Ostküste mit Benzin, Diesel und Kerosin aufrechtzuerhalten. Eine Attacke von Cyber-Kriminellen am Freitag hat die komplette Schliessung der sogenannten Colonial Pipeline erzwungen. Noch immer wird rund um die Uhr an der Wiederherstellung der Pipeline gearbeitet, durch die täglich 2,5 Millionen Barrel fliessen sollten - 45 Prozent der Versorgung der gesamten US-Ostküste mit Treibstoffen.
Die Betreiber der Pipeline sahen sich am Freitag nach einem Ransomware-Angriff gezwungen, das gesamte System vom Netz zu nehmen. Bei einem solchen Angriff übernehmen Hacker die Kontrolle über die Computersysteme oder Daten eines Opfers, indem sie eine illegale Software installieren. Die gehackten Systeme werden erst wieder freigegeben, wenn eine Zahlung erfolgt. Beim Netzwerk der insgesamt 8900 Kilometer langen Ölpipeline handelt es sich um das grösste der USA.
Mehreren Quellen zufolge gehören die Angreifer einer cyberkriminellen Bande namens Darkside. Diese habe bereits am Donnerstag das Netzwerk von Colonial infiltriert und die Kontrolle über fast 100 Gigabyte an Daten übernommen. Danach sperrten die Hacker Daten auf einigen Computern und Servern. Am Freitag forderten sie Lösegeld von zwei Millionen Dollar. Bei Nichtzahlung verdoppelt sich der Preis und die Daten würden die Daten ins Internet gestellt.
«Definitiv kein Schulbubenstreich»
Die Pipeline transportiert Kraftstoff von Raffinerien an der Golfküste zu Märkten wie in Atlanta, Washington und New York. Der ausgerufene Notstand hebt verschiedene Beschränkungen für den Transport von Kraftstoffen auf der Strasse auf. Dies soll laut dem US-Transportministerium verhindern, dass Treibstoff gehamstert und zur Mangelware wird.
Benzinpreise schnellten in den USA nach der Attacke kurz in der Höhe. Die Hauptleitungen blieben jedoch noch am Sonntagabend weiterhin offline. Die Betreiber der Pipeline erklärten, es sei noch unklar, wann der volle Betrieb wieder aufgenommen werde. Die Lage ist offenbar gravierender als erst angenommen. Sollte die Pipeline nicht schnell wieder geöffnet werden, führe dies laut Marktbeobachtern zu weiteren Preisanstiegen und ersten Versorgungsengpässen. Derweil sind Raffinerien an der US-Ostküste gezwungen, Förderproduktionen zu drosseln.
«Dies ist definitiv kein Schulbubenstreich», sagte Robert Campbell, leitender Ölprodukteforscher bei einer Beratungsfirma Energy Aspects, gegenüber der «Financial Times». «Dies ist ein hochentwickelter Angriff auf ein Stück kritischer Infrastruktur.» (kes)