Bei dem verheerenden Unwetter in Libyen sind nach Angaben eines Sprechers des Innenministeriums einer der beiden Regierungen in dem Bürgerkriegsland rund 5200 Menschen gestorben. Dies sagte der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Unabhängig liessen sich die Zahlen zunächst nicht bestätigen.
Der Osten von Libyen wird derzeit von einer verheerenden Flut-Katastrophe heimgesucht. Durch die Überschwemmungen, welche durch das Sturmtief «Daniel» ausgelöst wurden, sind Tausende Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren.
Opfer gab es in der Küstenstadt Derna, der Region um die Küstenstadt Dschabal Al-Achdar sowie in den Vororten der Stadt Al-Mardsch, sagten Behördenvertreter am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Am Dienstag wurden in Derna Hunderte Menschen begraben. Sie wurden in Massengräbern beigesetzt, wie das libysche Portal «Babwat Al-Wasat» mitteilte. Zur Identifikation sollen sie vorgängig fotografiert worden sein. Das Sturmtief sorgte zudem für «erhebliche Sachschäden». In der Bewältigung sei man auf die Unterstützung von Helikoptern angewiesen. Strom und Internetverbindung sind unterbrochen. Unweit der Stadt soll ein Staudamm gebrochen sein. Sehenswürdigkeiten, Häuser und Menschen sollen so ins Meer gespült worden sein.
Türkei schickt Hilfe, auch EU bietet Unterstützung an
Über 10'000 Menschen in dem Land mit knapp sieben Millionen Einwohnern werden vermisst. Das sagte Tamer Ramadan Leiter des Libyen-Büros der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) mit Sitz in Tunis am Dienstag. . Die Stadt Derna sei inzwischen gar zum Katastrophengebiet erklärt worden. Auch die Hafenstadt Bengasi war von den massiven Fluten betroffen. Dort wurde gar eine Ausgangssperre verhängt und die Schulen seien geschlossen.
Experten drängen derweil zu schneller internationaler Hilfe. Die Türkei organisierte die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Am Dienstagvormittag teilte auch der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic auf X mit, dass die EU Libyen unterstützen will. «Wir sind bereit, unsere Partner vor Ort umgehend zu unterstützen.» Ähnlich äusserte sich auch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell.
Rettungsarbeiten sind schwierig
Nach Angaben der Behörden waren Hunderte Menschen in schwer zugänglichen Gebieten weiter von der Aussenwelt abgeschnitten. Vom Militär unterstützte Rettungsteams versuchten, zu ihnen vorzudringen.
Das Sturmtief «Daniel» war zuvor mit extremem Starkregen über Griechenland, der Türkei und Bulgarien hinweggezogen. Vor allem im griechischen Thessalien sorgte «Daniel» für verheerende Überschwemmungen. Bis Sonntag meldeten die griechischen Behörden 15 Todesopfer, zwei Menschen wurden nach Angaben des Zivilschutzes noch vermisst. In der Türkei und Bulgarien kamen laut den Behörden zwölf Menschen ums Leben. (AFP/dzc/ene)