Sie hatte ihr Leben noch vor sich, doch eine Drohne riss Sumaya (†2) in den Tod. Und mit ihr sechs weitere Kinder und drei Erwachsene. Unschuldige Zivilisten. Der Angriff in der afghanischen Haupstadt Kabul erschütterte die Welt.
Das US-Militär hatte Aufklärung angekündigt. Und nun gesteht das Pentagon: Es war ein «tragischer Fehler». «Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass bis zu zehn Zivilisten, darunter bis zu sieben Kinder, bei diesem Angriff auf tragische Weise ums Leben gekommen sind», sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, am Freitag.
Ausserdem halte man es für unwahrscheinlich, dass das Fahrzeug und die getöteten Personen eine direkte Bedrohung für die US-Streitkräfte dargestellt hätten oder mit Isis-K, einem Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), in Verbindung gestanden hätten.
Kein «überstürzter Angriff»
«Dieser Schlag wurde in dem ernsten Glauben ausgeführt, dass er eine unmittelbare Bedrohung unserer Streitkräfte durch die Evakuierten auf dem Flughafen verhindern würde, aber das war ein Fehler», sagte McKenzie.
Es habe sich aber nicht um einen «überstürzten Angriff» gehandelt. Man habe das Fahrzeug zuvor acht Stunden lang beobachtet und sei sehr besorgt gewesen, dass es sich in Richtung Flughafen bewegte. Die Amerikaner rechneten dort in den letzten Tagen vor dem Abzug des US-Militärs mit weiteren Anschlägen. McKenzie entschuldigte sich, verteidigte den Luftschlag aber mit der vermuteten unmittelbaren Bedrohung. Man erwäge nun aber Entschädigungen. «Als Kommandant bin ich voll verantwortlich für den Angriff in seinem tragischen Ausgang», sagte er.
US-Truppen zogen Ende August ab
Das US-Militär hatte ursprünglich mitgeteilt, in dem zerstörten Fahrzeug habe sich «eine grosse Menge Sprengstoff» befunden, die womöglich zu weiteren Opfern geführt habe. Man wisse nun mehr, sagte Petagon-Sprecher John Kirby. Generalstabschef Mark Milley hatte den Angriff Luftschlag noch nach ersten Berichten über mögliche zivile Opfer verteidigt.
Die letzten US-Truppen hatten Kabul Ende August verlassen – zwei Wochen nach der Machtübernahme der Taliban. Damit endete der internationale Einsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren