Es fehlten nur noch etwa fünfhundert Meter, dann hätte Massimo Imbesi und sein Begleiter aus Südamerika den Krater des Strombolis (925 Meter über Meer) erreicht. Doch soweit sollte es nicht kommen. Der 35-Jährige starb auf dem Weg zum Gipfel im Regen des Lavagesteins. Der Begleiter von Imbesi, ein Mann aus Brasilien, soll gemäss Feuerwehr verletzt worden sein; er stehe unter Schock.
Wie das spanische Nachrichtenportal El Confidencial berichtete, sei der Körper Imbesis noch nicht geborgen worden; der Zugang für die Rettungskräfte ist äusserst schwierig.
Nur mit Guide auf den Gipfel
Die beiden Männer hatten am Vorabend noch mit Freunden beim Abendessen gesessen und darüber philosophiert, den Gipfel zu erreichen, wie die Newsplattform oggimilazzo.it schreibt. Als der Stromboli ausbrach, befanden sie sich auf rund 400 Metern über Meer, also auf einer Höhe, auf der die Behörde noch keine Guides vorschreibt. Die Gipfelbesteigung des Strombolis hingegen muss in Begleitung stattfinden.
Milazzo, östlich der sizilianischen Hauptstadt Palermo, war der Wohnort von Massimo Imbesi, einem Liebhaber der Natur und des Abenteuers. Nur hundert Kilometer nördlich des Fischerstädtchens lag Imbesis Haus-Vulkan, der Stromboli. Seine Schwester betrieb im nahen Pace del Mela, wo er ursprünglich herkommt, eine Bar.
Löschflugzeuge im Einsatz
Die beiden jetzigen Explosionen gehörten zu den stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1985, sagte Eugenio Privitera vom nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV). Aschewolken und eine riesige Rauchsäule stiegen in die Höhe und verdunkelten den Himmel über der zu Sizilien gehörenden Insel. Die Menschen seien in grosser Angst gewesen, erklärte der Feuerwehrkommandant Giuseppe Biffarella laut Nachrichtenagentur Ansa. Am Hang des Vulkans seien Feuer ausgebrochen und Lavabrocken seien herabgefallen. Löschflugzeuge seien im Einsatz, twitterte die Feuerwehr.
Medien berichteten, dass Menschen aus Angst ins Meer gesprungen seien. Lavagestein sei wie ein Feuerregen über die Insel gegangen. Im Ort Ginostra hätten sich Menschen aus Angst vor den glühenden Steinen in Häusern verbarrikadiert. 70 Menschen seine von dort mit Booten in Sicherheit gebracht worden, es gebe aber keine Evakuierung der Insel.
«Der Himmel war schwarz»
«Ich bin geschockt. Als ich die zwei Explosionen gehört habe, dachte ich an Pompeji und den Ausbruch des Vesuvs», erzählte die Touristin Elisabetta aus Neapel der Agentur ADN Kronos. «Um mich herum ein Meer aus Steinen, Lavasteinen, Asche und ganz, ganz viel Rauch. Man sah nichts mehr. Der Himmel, das Meer sind schwarz geworden.»
Der Stromboli gehört zu den aktivsten Vulkanen in Italien und bildet eine kleine Insel vor Sizilien. Nur etwa 500 Menschen wohnen permanent dort. Im Sommer ist er ein beliebtes Ausflugziel für Touristen.
Eine Hotelmanagerin auf Stromboli berichtete der Nachrichtenagentur DPA von viel Rauch und Lavaströmen. Jedoch sei keine Panik ausgebrochen. Gemäss Bürgermeister von Lipari sei die Lage inzwischen unter Kontrolle. Für die, die Stromboli verlassen wollten, gebe es einen Transport auf die benachbarte Insel Lipari, sagte Giorgianni.
Stromboli stetig in Bewegung
Seit mehr als 2000 Jahren gerät das Gestein unter dem Liparischen Archipel, zu dem Stromboli gehört, in regelmässigen Abständen in Bewegung. Kleinere Eruptionen gibt es auf der süditalienischen Insel im Rhythmus von etwa zehn Minuten. Sie sind aber meist nicht wuchtig.
Ein grosser Ausbruch des Stromboli ereignete sich am 29. Dezember 2002. Damals rutschte ein Felshang vom Kegel des Hauptkraters ins Meer und löste eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle aus, die auch die Nachbarinseln Lipari und Panarea erfasste. Wie durch ein Wunder wurden dabei nur wenige Menschen verletzt. Die Behörden liessen Stromboli für mehr als zwei Monate evakuieren. Auch 2007 gab es einen grossen Ausbruch. (SDA/rpg)