Das Leiden nimmt kein Ende für die Kinder Aleppos: Seit dem Ende der Waffenruhe seien aufgrund von syrischen und russischen Luftangriffen mindestens 321 Kinder verletzt und 114 getötet worden. Vor Ort sorgt man sich nebst den Kämpfen vor allem um einen Anstieg der durch Wasser übertragenen Krankheiten, schreibt die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» in einer Mitteilung.
Mangelnde Grundversorgung
Sie können weder spielen noch schlafen und das Essen wird auch immer knapper. Laut Ärzte ohne Grenzen können Grundbedürfnisse kaum mehr erfüllt werden: Es mangelt an sauberem Trinkwasser, medizinischem Material und Treibstoff.
Die Dehydrierung der Kinder habe beispielsweise einen Ausbruch von Hepatitis A und Durchfall zur Folge gehabt. Früher habe es Kampagnen zur Bekämpfung von Polio gegeben – heute können aus einfachsten Verletzungen Todesfälle werden.
«Die Zahl der medizinischen Teams, die in Ost-Aleppo arbeiten, reicht zudem nicht aus», sagt Dr. Hassan Nerabani von der Direktion für Gesundheit in Aleppo «Sie sind überfordert mit der enormen Zahl Kriegsverwundeter und ihre Priorität ist es, Leben zu retten. Gesundheitsprogramme für Kinder sind daher eingestellt.»
Auch die schulische Ausbildung der Kinder fällt dem Krieg zum Opfer. «Die Familien haben Angst, ihre Kinder in die Schule zu schicken», sagt Mohammed Bakir vom Lehrerkomitee von Ost-Aleppo. Sieben von 100 Schulen seien seit dem Schulanfang im September von Bomben getroffen.
Kein Ausweg
Wieso bleiben die Familien unter derart prekären Umständen in Aleppo? Laut einem Bericht der New York Times herrsche grosses Misstrauen gegenüber der Regierung, die sichere Fluchtwege organisiert hatte. Auch ziehen viele der Bewohner ein Leben in Ost-Aleppo immer noch dem Leben als Flüchtling vor. Von der Regierung wird hingegen berichtet, dass es die Rebellen seien, die die Flucht der Familien verhindern.
S eit dem Anfang des Syrien-Konflikts in 2011 zählt die syrische Gesundheitsdirektion mindestens 5200 tote Kinder. Die internationale Gemeinschaft sei mittlerweile gegen die Bilder von toten Kindern immun, kritisiert Carlos Francisco, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. Diese Gleichgültigkeit ändere jedoch nichts an der Realität, dass Schulen zerstört werden und Kinder täglich in dieser «Todeszone» sterben. (ysi)