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Flammen-Inferno in Paris:So sieht es im Inneren der Kathedrale aus

Todesmutiger Einsatz von Pater Jean-Marc Fournier
Er rettete die Dornenkrone aus den Flammen

Der Feuerwehr-Priester wollte nicht tatenlos zusehen, wie der Brand in Notre-Dame unbezahlbare Heiligtümer zerstörte. Er ging selbst in die Kathedrale – und bewahrte so wichtige Reliquien vor dem Feuer.
Publiziert: 16.04.2019 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2019 um 07:45 Uhr
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Der Reliquien-Retter: Kaplan Jean-Marc Fournier ging persönlich in die brennende Kathedrale.
Foto: Screenshot

Paris hat in dieser verheerenden Brandnacht viele Helden geboren. 400 Feuerwehrleute kämpften die ganze Nacht um Notre-Dame. Dank ihres Einsatzes konnte die Grundstruktur der 800 Jahre alten Kathedrale erhalten bleiben.

Dass auch wertvolle Schätze das Feuer überstanden haben, ist offenbar einem Mann zu verdanken: Pater Jean-Marc Fournier, Seelsorger der Feuerwehr von Paris.

Der Geistliche mit dem auffälligen Schnauz wusste genau, wo die Heiligtümer aufbewahrt sind. Zielsicher ging er am Montagabend mitten in das brennende Gebäude. Denn: Fournier gehört nach BLICK-Informationen zum Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Fournier brachte Reliquien in Sicherheit

Der Orden ist für die Pflege der Reliquien in der Notre-Dame zuständig. Wichtigste Heiligtümer sind die Dornenkrone, die Jesus in seiner Leidenszeit auf seinem Haupt getragen haben soll, ein Nagel sowie ein Holzstück des Kreuzes.

Sie alle konnten vor den Flammen gerettet werden. Mindestens eine der Reliquien rettete der todesmutige Pater Fournier: die Dornenkrone. Unmittelbar nach der Rettungsaktion sagte Fournier zu TV-Reportern, er habe die Heilige Krone sowie das Altarssakrament (Hostien und Wein) in Sicherheit bringen können.

«Pater Fournier ist ein absoluter Held», sagte eine Rettungskraft laut «Sky». «Er zeigte keine Angst, als er schnurstracks zu den Reliquien lief und sicherstellte, dass sie gerettet werden. Jeden Tag beschäftigt er sich mit Leben und Tod.»

Wie der Orden bestätigt, begleiteten die Feuerwehrleute eines der Mitglieder in die brennende Kathedrale und sicherten ihm den Weg. So konnte dieser die wertvollen Reliquien fachgerecht aus der Kapelle bergen. «Sie sind nun in Sicherheit!», sagt Ordens-Sekretär Michel Rothey erleichtert zu BLICK.

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Die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris stand am Montagabend in Flammen.
Foto: AFP

König brachte Dornenkrone zu Fuss nach Paris

Der französische König Ludwig IX. kaufte die Dornenkrone 1237 dem Byzantinischen Kaiser ab. Schon damals war die Reliquie eigentlich unbezahlbar. Weil der Kaiser jedoch Geldsorgen hatte, konnte Ludwig zuschnappen. Zwei Jahre später brachte er sie nach Paris – zu Fuss und im Bussgewand.

Seit 1896 wird die Dornenkrone in einer wertvollen Hülle aus Kristall und Gold aufbewahrt. Gläubige dürfen sie einmal im Monat bewundern: Jeden ersten Freitag im Monat wird sie aus ihrem Schrein geholt und in einer feierlichen Prozession präsentiert.

Der Orden ist überglücklich, dass die Heilige Krone sowie die anderen Reliquien keinen Schaden genommen haben. Rothey: «Wir sind den Feuerwehrleuten, die ihr Leben riskiert haben, äusserst dankbar. Wir werden für sie beten und dabei vor allem an jenen Feuerwehrmann denken, der bei seinem Einsatz schwer verletzt wurde.»

Pater mit Krisen-Erfahrung

Der Reliquien-Retter ging nicht naiv in das brennende Gebäude: Pater Fournier ist auch ausgebildeter Feuerwehrmann. Und er hat Erfahrung mit brenzligen Situationen: Bereits bei den Terroranschlägen in Paris 2015 war er im Einsatz.

Freiwillig ging er zum Bataclan und half laut Medienberichten, die Verletzten zu evakuieren, während die Schützen noch aktiv waren. «Entweder bewegen wir uns oder wir sind tot», soll er die Verletzten und Verängstigten laut einem Medienbericht beschworen haben. Vor den Leichen hielt er inne zum Gebet. 

Bevor er zum Seelsorger der Feuerwehrleute wurde, war Fournier als Priester in Deutschland tätig. Erst 2004 trat er der Seelsorgeeinheit des Militärs bei. Auch in Afghanistan war er schon im Einsatz. Dort entschied er, sich von unmittelbarer Gefahr nicht einschüchtern zu lassen. Sein Motto ist: Tu, was getan werden muss – es komme, was wolle.

Dieser Einstellung verdanken die Katholiken nun die Rettung eines unbezahlbaren Kirchenschatzes.

Alle aktuellen Informationen rund um den Brand im Notre-Dame gibt es im Ticker.

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