Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales Pflaster. Zum Einsatz kommt es aber nicht etwa bei Schnittwunden oder Schürfungen, sondern bei Krebs: Patienten kleben es sich auf die Haut, um die chronischen Schmerzen zu lindern.
Fentanyl heisst der Wirkstoff, der die Schmerzen erträglich macht. Das Opium-ähnliche Mittel hat es in sich: Es ist 50-mal stärker als Heroin und 100-mal stärker als Morphium. Kein Wunder, ist die Droge auch bei Junkies beliebt. Die Süchtigen kochen die Schmerzpflaster aus und spritzen sich den Sud in die Venen.
Wie viel sich beim Kochen herauslöst, ist aber nicht zu kalkulieren. «Das hängt vom Hersteller, dem Fabrikat, der Art und Dauer der Extraktionsmethode ab», sagt Medizinerin Beate Erbas gegenüber der «Süddeutschen Zeitung». Die Abhängigen pumpen sich also mit einer Droge voll, deren Dosis sie nicht abschätzen können.
Die Folgen sind fatal: Fentanyl macht extrem schnell abhängig und führt zu einer verlangsamten Atmung – bis hin zum Atemstillstand. Bereits kleine Mengen davon sind tödlich.
Im US-Bundesstaat New Hampshire forderte «China White», wie die Pflaster-Droge in der Szene genannt wird, bereits zahlreiche Tote. Fast 400 Menschen starben 2015 an den Folgen einer Überdosis, bei 261 war Fentanyl im Spiel. Besonders schlimm ist die Situation in der Stadt Manchester. Dort gingen von insgesamt 69 tödlichen Überdosen 47 auf das Konto von Fentanyl.
«Die Droge tötet unsere Bürger», sagte der örtliche Polizeichef Nick Willard kürzlich bei einer Anhörung im US-Kongress.
Die Drogenbehörde DEA spricht inzwischen von einer «alarmierenden Rate» an Fentanyl-Überdosen. Die Zeichen stehen schlecht, dass der Drogentrend bald abflaut. In den USA unterliegt der Wirkstoff nämlich keinerlei Kontrollen. (vsc)