Papst-Neffe: «Ich habe ihn sehr geliebt»
Für ihn war Papst Franziskus einfach «Onkel Jorge Mario»: José Ignacio Bergoglio, der Neffe des Pontifex, hat sich im Gespräch mit BBC News Mundo an seinen Verwandten erinnert.
«Als Jorge beschloss, das Papstamt anzunehmen, verstand er, dass sein Leben sich für immer verändern würde, und wir wussten das auch», so der Argentinier. «Als wir von seinem Tod hörten, war das ein gewisser Trost für die Seele, denn wir wussten, dass unser geliebter Mensch endlich Frieden gefunden hatte und er wieder einfach unser Onkel Jorge war.»
Familie Bergoglio bleibt in Argentinien
Franziskus spielte im Leben seines Neffen eine entscheidende Rolle. José Ignacio wuchs ohne Vater auf. «Ich sage immer, dass meine beiden Onkel, Alberto und Jorge, für mich zu Vaterfiguren wurden, die ich als Kind so sehr vermisst habe», sagt er rückblickend. «Jorge verstand es, ernst zu sein, wenn es nötig war, aber er verlor nie seine Spontanität oder seinen Sinn für Humor. Er war ein herzlicher, zugänglicher Onkel, und ich habe ihn sehr geliebt.»
Laut Bergoglio hat die Familie nicht vor, nach Rom zu reisen. Im letzten Gespräch der beiden hatte José Ignacio dem Oberhaupt der katholischen Kirche die freudige Nachricht der Schwangerschaft seiner Frau mitgeteilt. Ein Moment, der ihm für immer in Erinnerung bleiben wird. «Die Freude und die Emotionen, die er zum Ausdruck brachte, haben mir sehr viel bedeutet», erzählt der Papst-Neffe.
Diesen Rat gab Franziskus seinem Neffen
Franziskus habe ihm zudem den besten Rat gegeben, den er jemals erhalten habe. «Veränderung kommt von innen, durch Engagement», hatte sein Onkel ihm gesagt.
«Wenn du mit der Polizei unzufrieden bist, werde Polizist und verändere sie von innen heraus. Wenn du mit der Politik unzufrieden bist, engagiere dich in der Politik. Mit Engagement und Überzeugung können wir eine bessere Welt schaffen», sagte er.
Besucher räumen Polizeisperrungen ab: Chaotische Szenen auf dem Petersplatz
Vor dem Petersplatz in Italiens Hauptstadt ist es vereinzelt zu chaotischen Szenen gekommen. Auf der zum Vatikan führenden Via della Conciliazione haben zahlreiche auf Einlass in den Petersdom wartende Menschen Reportern vor Ort zufolge Polizeisperren umgangen.
Heute ist der letzte Tag, an dem Gläubige Abschied von dem an Ostermontag verstorbenen und im Petersdom aufgebahrten Papst Franziskus nehmen können.
Unkontrollierte Zuströme
Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur DPA berichtete, wurden Gitter und Absperrungen beiseitegeschoben. Einige Menschen machten sich unkontrolliert auf den Weg Richtung Petersdom. Sicherheitskräfte versuchten, die Menschen aufzuhalten.
Der Andrang für einen Besuch am offenen Sarg des verstorbenen Papstes Franziskus im Petersdom ist ungebrochen gross. Seit der Aufbahrung am Mittwochvormittag haben nach Angaben des Vatikans mehr als 128'000 Besucher den Petersdom betreten, um dem toten Papst die letzte Ehre zu erweisen. Noch bis Freitagabend ist Franziskus in dem Sarg aufgebahrt, ehe dieser verschlossen wird für Trauerfeier und Beisetzung am Samstag.
Papst rief Pfarrer in Gaza an
Der Papst hat kurz vor seinem Tod noch einmal mit einem Pfarrer in Gaza telefoniert. Wie der «Corriere del Ticino» berichtet, sprach Franziskus am Ostersamstag mit Pater Gabriel Romanelli, dem Leiter der katholischen Gemeinde im Gazastreifen.
Romanelli schilderte dem Blatt das letzte Gespräch: «Es war Osterabend und er dankte uns noch einmal für die Gebete. Er interessierte sich für alle Gemeindemitglieder. Und er sagte, er bete für uns alle und gab uns seinen Segen.» Der Papst hatte während des Krieges regelmässig Kontakt zur Gemeinde in Gaza gehalten. Laut Romanelli rief er fast täglich an, meist gegen 19 Uhr. Der Tod des Papstes am Ostermontag löste in Gaza grosse Trauer aus. «Der Tod von Papst Franziskus hat uns alle überrascht. Es war ein grosser Schmerz», so Pater Gabriel Romanelli aus Gaza.
Der Krieg in Gaza gehe unterdessen weiter. Romanelli berichtete von schweren Bombenangriffen am Dienstagabend. Die Lebensmittel in der Gemeinde seien rationiert.
Grab von Franziskus schon ab Sonntag für Gläubige zugänglich
Schon einen Tag nach der Trauerfeier und Beisetzung von Franziskus können Gläubige das Grab des gestorbenen Papstes besuchen. Wie ein Sprecher des Heiligen Stuhls bekanntgab, wird die letzte Ruhestätte des Pontifex von diesem Sonntag an in der Kirche von Santa Maria Maggiore zugänglich sein.
Franziskus hatte die Basilika schon immer sehr gemocht und dort vor einer Marienikone auch stets vor und nach seinen Auslandsreisen gebetet. Er verfügte in seinem Testament, dort beigesetzt zu werden und nicht im Petersdom wie etwa seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
In Ungnade gefallener Kardinal sorgt vor Papst-Wahl für Stunk
Kurz vor der bevorstehenden Papst-Wahl droht Streit im Vatikan: Der wegen eines Finanzskandals beim verstorbenen Papst Franziskus in Ungnade gefallene Kardinal Angelo Becciu (76) will am Konklave teilnehmen.
In einer Auflistung des Vatikans der Kardinäle wird der aus Sardinien stammende Kirchenmann als «Nicht-Wähler» geführt. 2020 entzog ihm Franziskus im Zuge des grossen Betrugsskandals die «mit dem Kardinalrat verbundenen Rechte».
Sein genauer Status ist seitdem jedoch nicht völlig klar. Becciu argumentierte in einem Zeitungsinterview, die vom Vatikan verbreitete Liste habe «keinen rechtlichen Wert». 2022 hatte Franziskus Becciu zum Konsistorium, also zur Versammlung der Kardinäle, eingeladen. Der Italiener sieht in diesem Schritt eine Art Rehabilitierung, nach dem Entzug seiner Rechte als Kardinal. Vom Vatikan gibt es zu dieser Frage derzeit keine offiziellen Informationen. Ende 2023 war Becciu als erster Kardinal in der Geschichte der katholischen Kirche von einem Gericht im Vatikan zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. In dem Prozess ging es um fragwürdige Millionendeals in einem Immobilienskandal, in die er verwickelt war.
Papst-Beisetzung wird in der Schweiz in Kirchen live übertragen
Die Beisetzung des Papstes wird am Samstag in mehreren Schweizer Kirchen live übertragen. In Bern und Freiburg finden am Freitagabend unter anderem Gedenkgottesdienste statt. Unter anderem in Anwesenheit einer Delegation der Schweizergarde. Eine Live-Übertragung der Beisetzung vom kommenden Samstag findet in der Kirche Notre-Dame de la Paix in La Chaux-de-Fonds NE statt, anschliessend folgt ein Gottesdienst, wie die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Deren Bischof, Charles Morerod, wird am Freitagabend in Freiburg eine zweisprachige Diözesanmesse feiern. Dafür reist auch eine Delegation der Päpstlichen Schweizergarde an. Die Schweizer Bischofskonferenz hat einen Gedenkgottesdienst ebenfalls am Freitag in der Dreifaltigkeitskirche in Bern angekündigt.
Im Kanton Tessin können Gläubige die Beisetzung des Papstes am Samstag in Lugano und in Balerna, in der Nähe von Chiasso mitverfolgen, wie das Bistum Lugano schrieb.
«Er reagierte nicht mehr»: Arzt schildert die letzten Momente des Papstes
Papst Franziskus hat nach Angaben seines Leibarztes in den Wochen vor seinem Tod festgelegt, dass er auf künstliche Beatmung verzichten will.
Der Arzt des Papstes, der italienische Chirurgie-Professor Sergio Alfieri, verriet im Interview mit der Zeitung «La Repubblica», wie sich der Gesundheitszustand des Pontifex in den Stunden vor seinem Tod rapide verschlechterte. «Um 5 Uhr wachte der Heilige Vater auf, um ein Glas Wasser zu trinken. Er rollte sich auf die Seite, und die Krankenschwester bemerkte, dass etwas nicht stimmte», erzählte der Arzt. «Er hatte Mühe, zu reagieren. Der diensthabende Arzt des Vatikans zur Reanimation wurde gerufen. Sie riefen mich gegen 5.30 Uhr an, und ich war innerhalb einer Viertelstunde vor Ort. Ich fand ihn mit Sauerstoff und einer Infusion vor.»
«Er reagierte nicht mehr»
Dann habe er die Lunge abgehört. «Sie war sauber, ohne Rasselgeräusche. Seine Augen waren offen. Aber er reagierte weder auf Fragen noch auf den Schmerz des Kneifens. Er lag bereits im Koma.» Verursacht wurde dieses durch einen Schlaganfall, was auch als offizielle Todesursache angegeben wurde. «Sein Puls verlangsamte sich und seine Atmung wurde immer flacher.» Kurz habe man überlegt, Franziskus noch einmal ins Krankenhaus zu verlegen. «Aber er wäre während des Transports gestorben.»
Alfieri verrät: Der Papst lehnte eine künstliche Beatmung stets ab. «Bei seinem letzten Aufenthalt im Spital bat er ausdrücklich darum, dass unter keinen Umständen eine Intubation gemacht wird», berichtete Alfieri.
Papst lehnte künstliche Beatmung stets ab
Als Intubation bezeichnet man das Einführen eines Schlauchs in die Luftröhre, über den ein Patient dann künstlich beatmet wird. In den Wochen vor seinem Tod litt der Papst an einer schweren Lungenentzündung.
Das Leben des Pontifex sei «ohne Schmerzen und zu Hause» zu Ende gegangen, wie Franziskus das wohl auch gewünscht habe, meinte der Arzt. «Im Gemelli sagte er damals nicht: Ich will zurück nach Santa Marta. Er sagte: Ich möchte nach Hause gehen.»
Papst-Wahl: Weiterer Kardinal sagt ab
Zwei bei der kommenden Wahl eines neuen Papstes stimmberechtigten Kardinäle haben ihre Teilnahme an dem Konklave abgesagt. Der emeritierte Erzbischof von Valencia, Antonio Cañizares (79), werde aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, berichteten spanische Medien, darunter auch der Sender Cope der spanischen Bischofskonferenz.
Bereits am Montag hatte sich der emeritierte Erzbischof von Sarajevo, Vinko Pulji (79), mit gleicher Begründung entschuldigt, berichtete der kroatische TV-Sender RTL.
«Im Namen seines Vaters»: Prinz William reist nach Rom
Grossbritanniens Thronfolger Prinz William (42) wird zur Beisetzung von Papst Franziskus reisen. Er werde im Namen seines Vaters, König Charles III., teilnehmen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf den Kensington-Palast.
William, der einmal Monarch und damit auch Oberhaupt der anglikanischen Church of England werden wird, ist nicht der einzige Vertreter eines europäischen Königshauses. Auch das belgische Königspaar wird erwartet. Spanischen Medienberichten zufolge sollen auch König Felipe VI. und Königin Letizia teilnehmen.
«Er litt nicht, es ging alles sehr schnell»: So waren die letzten Stunden des Papstes
Nach dem Tod des Papstes berichten vatikanische Medien nun im Detail über die letzten Stunden des Kirchenoberhauptes. Am Montagmorgen um 5.30 Uhr setzten laut «Vatican News» beim Papst «die ersten Zeichen des Unwohlseins» ein. Über eine Stunde später winkte Franziskus seinem Pfleger Strappetti in einer Geste des Abschieds zu, und fiel kurz darauf in ein Koma. Um 7.35 Uhr starb Papst Franziskus schliesslich.
«Er litt nicht. Es ging alles sehr schnell», hiess es unter Berufung auf Personen, die den Papst in seinen letzten Augenblicken begleiteten. «Es war ein diskreter Tod, fast plötzlich, ohne langes Leid und öffentlichen Alarm, für einen Papst, der mit Blick auf seine Gesundheit immer sehr zurückhaltend war.»
«Denkst du, ich kann es schaffen?»
Es war der Pfleger des Papstes, Massimiliano Strappetti, der Franziskus nach Angaben des vatikanischen Nachrichtenportals «Vatican News» am Tag davor noch dazu ermutigte, seine letzte Fahrt im Papamobil zu unternehmen. «Denkst du, ich kann es schaffen?», soll der Papst Strappetti gefragt haben, ehe er für eine knappe Viertelstunde durch die Menge fuhr und Säuglinge segnete.
Im Anschluss bedankte er sich bei seinem Vertrauten und kehrte zur Erholung und für ein «friedliches» Abendessen zurück in seine Residenz Santa Marta, wie «Vatican News» berichtete.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) hat den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus gewürdigt. Er sei ein grosser spiritueller Führer gewesen, schrieb sie auf X.
Seine menschliche Wärme habe nicht nur Katholiken Trost gespendet, schrieb Keller-Sutter kurz nach Bekanntwerden des Todes des Papstes am Montag auf der Plattform X. Sein Vermächtnis werde bleiben, schrieb sie weiter und postete dazu ein lachendes Bild des Papstes in Schwarz-Weiss.
«Unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten»
Der designierte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (69) zeigt sich ebenfalls bestürzt über das Ableben von Papst Franziskus. «Der Tod von Papst Franziskus erfüllt mich mit grosser Trauer. Franziskus wird in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung», so der CDU-Chef.
Auch Emmanuel Macron (47) meldet sich zu Wort. Papst Franziskus habe sich stets auf die Seite der Schwächsten und Zerbrechlichsten gestellt. «In dieser Zeit des Krieges und der Brutalität hatte er ein Gespür für den Anderen, für die Schwächsten», erklärte Macron vor der Presse.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) schrieb auf X: «Meine Gedanken sind bei allen, die diesen schweren Verlust spüren. Möge ihnen der Gedanke Trost spenden, dass das Vermächtnis von Papst Franziskus uns alle weiterhin zu einer gerechteren, friedlicheren und mitfühlenderen Welt führen wird.» Der Papst habe «Millionen Menschen weit über die katholische Kirche hinaus inspiriert».