Julens (†2) Tod im Brunnenschacht von Totalán sorgte weltweit für Schlagzeilen: Zwölf Tage und elf Stunden versuchen Spezialisten mit aufwendigem Gerät zum Buben vorzudringen, der in 71 Meter Tiefe feststeckte.
In der Nacht auf den 26. Januar bargen die spanischen Rettungskräfte den kleinen Körper endlich – sie kamen aber viel zu spät. Der Bub war bereits am Tag des Sturzes an seinen Verletzungen erlegen, wie die Obduktion später ergab.
Vater probierte selbst ins Loch zu kriechen
Julens Eltern Victoria García und José Roselló mussten am Montagmorgen in Malaga vor Gericht erscheinen. Dort machten sie eine erste Aussage unter Eid. Julens Vater sprach über den Tag des Unglücks. Nachdem Julen ins Loch gestürzt war, habe er versucht, seinen Sohn zu erreichen. Er habe jedoch erst gar nicht realisiert, wie tief das Loch war.
Er habe sogar versucht, hinein zu klettern und habe die umliegenden Steine weggeräumt, damit er und seine Frau nicht darüber stolpern. Die Mutter gab an, erst nach Julens Schreien realisiert zu haben, dass er runtergefallen war. Die beiden wirkten bei Gericht sichtlich abgekämpft und in tiefer Trauer, wie «La Vanguardia» schreibt. Der Vater habe gefasster gewirkt als die Mutter.
«Ich hatte das Loch abgedeckt»
Das Paar erschien gemeinsam mit David Serrano und seiner Frau, der Cousine von Julens Vater. Serrano ist der Besitzer des Grundstücks, auf dem Julen in den Schacht fiel. Er wurde bereits vor einer Woche vor Gericht angehört.
Serrano sagte aus, von dem Loch gewusst zu haben. «Ich hatte es abgedeckt», betonte er. Und zwar mit Betonziegeln. Er habe befürchtet, dass jemand aus Versehen ins Loch treten und sich den Fuss verletzen könnte. Aber ein solches Szenario habe er sich nicht vorstellen können. Noch nie zuvor habe jemand etwas an diesen Steinen gemacht. «Dass ein Kind darin verschwindet, das wäre mir nie in den Sinn gekommen». Noch immer ist unklar, wie die Steine von dem Loch weggetragen wurden.
Eltern immer noch Zielscheibe von Hasskommentaren
Nach der Befragung verliessen Julens Eltern das Gericht umgehend. Vor den Medien wollten sie keine Stellung nehmen. Ihre Anwältin Ana Barba jedoch sprach kurz zu den Journalisten: «Meine Klienten sind ehrlich. Sie haben vor Gericht keine neue Darstellung der Geschehnisse gemacht.»
Sie betonte nochmals, wie schwer es für die jungen Eltern derzeit sei. Zudem bat sie darum, die beiden mit Respekt zu behandeln und die negativen Kommentare in den sozialen Medien einzustellen. Noch immer würde das Paar sehr darunter leiden. Bereits Ende Januar hatte sie vor den Medien dazu aufgerufen, diese Hasskommentare zu stoppen. Die beiden Facebook-Profile waren voll von solchen Äusserungen.
Der Prozess soll in den nächsten Wochen weitergeführt werden. Dann sollen auch die Helfer und Anwohner aussagen. Das Gericht soll unter anderem klären, wer für den finanziellen Aufwand der Mega-Bergungsaktion aufkommen muss. (nbb)