Ein letztes Gnadengesuch hatten Indiens oberste Richter in letzter Minute zurückgewiesen. Um 5.30 Uhr Ortszeit heute früh starben die vier wegen Vergewaltigung zum Tod verurteilte Täter durch den Strang. Gerechtigkeit wurde verzögert, aber nicht verweigert, sagte die Mutter des Opfers nach der Hinrichtung der Verurteilten: «Ich bin heute zufrieden, denn endlich hat unsere Tochter Gerechtigkeit bekommen. Das ganze Land hat sich für dieses Verbrechen geschämt. Heute hat die Nation Gerechtigkeit bekommen.»
Bei der Gruppenvergewaltigung einer Studentin im Dezember 2012 in Delhi war das Opfer Tage nach der brutalen Tat seinen Verletzungen erlegen. Der Fall der 23-jährigen Physiotherapie-Schülerin Jyoti Singh hatte in Indien und weltweit für Entsetzen gesorgt. Die junge Frau wurde überfallen und vergewaltigt, als sie mit einem Freund nach dem Kino in einem Bus nach Hause fahren wollte.
Der Freund wurde von sechs Angreifern zusammengeschlagen und beraubt, Singh vergewaltigt und mit einer Eisenstange schwer misshandelt. Nach mehr als einer Stunde warfen die Männer ihre Opfer an einer Hauptstrasse aus dem Bus und versuchten sogar noch, sie zu überfahren. Singh war rund zwei Wochen später an schwersten inneren Verletzungen in einem Spital in Singapur verstorben.
Zeitgleich gehängt
Bereits kurz nach der Gruppenvergewaltigung hatten Tausende auf den Strassen die sofortige Hinrichtung der Männer gefordert. Bleiben zahllose Vergewaltigungen in Indien ansonsten ungeahndet, griff die indische Justiz in diesem Fall nach mehrtägigen Volksprotesten für einmal hart durch. Die Wut der Leute führte auch zu härteren Gesetzen gegen Vergewaltiger.
Das Urteil stand zwar bald fest, die Täter gingen jedoch jahrelang juristisch dagegen vor, sie versuchten es auch mit Gnadengesuchen beim Präsidenten. Die Hinrichtung der vier Täter war bereits drei Mal verschoben worden. Sie war für Freitag um 5.30 Uhr (1.00 MEZ) angesetzt worden. Der Anführer der Gruppe war 2013 nach einem mutmasslichen Suizid tot in seiner Gefängniszelle gefunden worden. Ein anderer Beteiligter war zur Tatzeit erst 17 Jahre alt und wurde deshalb zu drei Jahren Haft verurteilt. Er kam bereits 2015 wieder frei.
Laut Gefängnisbehörden sind die vier Verurteilten Akshay Thakur, Pawan Gupta, Vinay Sharma und Mukesh Singh zusammen an den Galgen geführt und zeitgleich gehängt worden. Ausgeführt wurden die Todesstrafen durch Henker in Delhis Tihar-Gefängnis, das als der grösste Gefängniskomplex Südasiens gilt.
Singhs Mutter Asha Devi hatte den Entscheid des Gerichts gegen eine erneute Verschiebung begrüsst. Die Seele ihrer Tochter werde nun «endlich in Frieden ruhen», sagte sie. In Indien sitzen rund 400 Menschen in der Todeszelle. Seit 2015 war aber keine Hinrichtung vollstreckt worden. (kes/SDA)