Ein letztes Mal trat David Cameron gestern als Premierminister von Grossbritannien an der Londoner Downing Street 10 vor die Medien. Ein letztes Mal richtete er sich mit seinen Worten an die Bevölkerung – wohl auch in der Hoffnung, etwas von der verloren gegangenen Sympathie im Land zurückzugewinnen.
Für viele trägt Cameron die Mitschuld am Brexit. Er hatte gepokert, glaubte an ein «Nein» an der Urne und brachte deshalb das Referendum vors Volk. Jetzt ist der 49-Jährige der grosse Verlierer und zudem auch seinen Posten als Premier los.
In seiner emotionalen Rede traf Cameron zwar den Nerv vieler Zuschauer. Dennoch stahl dem Politiker bei seinem letzten offiziellen Auftritt eine junge Dame komplett die Show. Florence Cameron ist zwar erst fünf Jahre alt, aber spätestens seit gestern kennt sie fast ganz Grossbritannien.
«Nimm mich bitte mit!»
Im roten Blumenkleid, mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen und stets etwas schüchtern stand sie an der Seite ihrer Mutter und hörte der Rede des Vaters zu. So ganz wollte sich Florence aber nichts ans strenge britische Protokoll halten. Zwischendurch tanzte sie auch mal aus der Reihe und begutachtete neugierig die Schar von Medienvertretern.
Mit einer Anekdote aus seiner Amtszeit verhalf David Cameron seiner Tochter dann schliesslich vollends zum Sturm auf die britischen Herzen. «Die Kinder spielten immer mit meinem roten Aktenkoffer. Aber du, Florence, hattest dich einmal vor einem Trip ins Ausland in den Koffer gesetzt und zu mir gesagt: ‹Nimm mich bitte mit!›»
Mit den Dienstreisen dürfte es vorerst vorbei sein bei den Camerons. Doch auch sonst ändert sich besonders für Florence in den kommenden Tagen einiges. Sie kam während der sechsjährigen Amtszeit ihres Vaters zur Welt, lebte also bisher ausschliesslich an der Downing Street 10. Zusammen mit ihren Eltern und den älteren Geschwistern Nancy (12) und Elwen (9) wird sich das kleine Mädchen jetzt an eine neue Umgebung gewöhnen müssen. Die Zuneigung der neuen Nachbarn dürfte ihr gewiss sein. (cat)