Der Studie der US-Universität Princeton zufolge entwickeln Weissbüschelaffen ihre Laute, indem sie ihren Eltern zuhören. Dabei zeigte sich, dass auch die Äffchen von sehr früher Kommunikation profitieren.
Für die Studie, die im Fachblatt «Science» veröffentlicht ist, nahm das Team um Daniel Takahashi die Laute von Weissbüschelaffen vom Tag ihrer Geburt bis zum Alter von zwei Monaten auf. Diese Affen bieten sich für derartige Untersuchungen an, da die Jungtiere schon nach wenigen Wochen entwöhnt sind.
Die etwa katzengrossen grau-braunen Weissbüschelaffen (Callithrix jacchus) haben markante weisse Fellbüschel am Ohr, die für ihren Namen verantwortlich sind. Sie leben im Nordosten Brasiliens.
Während erwachsene Weissbüschelaffen mit einem hohen und regelmässigen Pfeifton rufen, stossen Jungtiere Quietschlaute in unregelmässiger, schneller Folge aus, die fast an Vogelzwitschern erinnern. Eben jene Laute wurden von den Biologen sowohl in Situationen aufgenommen, in denen die Äffchen sozial isoliert waren als auch in Hörweite der Eltern.
Die Wissenschaftler wollten untersuchen, welchen Einfluss das Wachstum der Jungtiere auf die Veränderungen der Stimmbildung hat. Tatsächlich ist ein Teil davon darauf zurückzuführen, dass sich das Atemsystem der Affen stabilisiert, je grösser sie werden.
Die erhobenen Daten legen allerdings nahe, dass diese Erklärung nicht reicht. So fanden die Forscher zudem heraus, dass die Stimmbildung der Jungtiere stark von den Lautantworten der Eltern beeinflusst wird. Mit anderen Worten: Die Vokalisierung der jungen Weissbüschelaffen hängt vom elterlichen Feedback ab, sie lernen von den älteren Tieren.
Für die Wissenschaftler hat diese Erkenntnis weitreichende Folgen: «Sie stürzt jahrzehntealte Überzeugungen zur Stimmbildung von Primaten und zeigt, dass Weissbüschelaffen ein überzeugendes Modell zur Untersuchung der sprachlichen Entwicklung des Menschen sein könnten», schreiben die Studienautoren.
In einem Kommentar zur Studie ergänzen der Verhaltensneurologe Daniel Margoliash (Universität Chicago) und der Zoologe Ofer Tchernichovski (Hunter College, New York), dass die frühen Stufen der Lautentwicklung bei verschiedenen Arten erstaunlich ähnlich seien: So würden sowohl junge Affen wie auch Vögel und Babys am Anfang sehr unterschiedliche, aber nur wenig strukturierte Laute von sich geben.
«Die Ergebnisse der Studie von Takahashi und seinen Kollegen deuten nun auf eine uralte Basis für das Lernen von Lauten hin», schreiben die beiden Wissenschaftler. Das sich entwickelnde menschliche Hirn könnte diesen evolutionären Prozess fortgesetzt haben.