Teile des chinesisches Raumlabors «Tiangong-1» sind in der Nacht zum Ostermontag gegen 02:15 Uhr (Mitteleuropäischer Zeit) über dem Südpazifik in die Erdatmosphäre eingetreten, teilte die chinesische Raumfahrtbehörde CMSEO am Montag in Peking mit.
Der grösste Teil der ursprünglich samt Treibstoff 8,5 Tonnen schweren Raumstation ist verglüht. Die übrigen Teile sollen demnach ins Meer gestürzt sein.
Südeuropa auch in möglicher Absturz-Zone
Als erwartete Absturzstelle wurde zunächst ein Punkt im Südatlantik genannt: 40,24 Grad westlicher Länge und 27,4 Grad südlicher Breite, also vor der Küste der brasilianischen Stadt São Paulo.
Die Gefahr für Menschen wurde als äusserst gering eingestuft. «Die Wahrscheinlichkeit für ein Individuum, von einem Trümmerteil verletzt zu werden, ist so hoch wie die Möglichkeit, von einem Blitz zweimal in einem Jahr getroffen zu werden», sagte Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa). In der Geschichte der Raumfahrt gab es bisher noch keinen bestätigten Fall, in dem ein Mensch von herabfallendem Weltraumschrott verletzt wurde.
«Prächtiger Sternschnuppenregen»
Die Raumfahrtbehörden weltweit hatten den Sinkflug genau verfolgt. Die Experten versicherten aber, dass für Menschen keine Gefahr bestehe.
Bereits vor einigen Tagen hatte die chinesische Raumfahrtbehörde beteuert, niemand müsse befürchten, dass die Station «wie in einem Science-Fiction-Film wild auf die Erde stürzen wird». Vielmehr werde sie sich in einen «prächtigen Sternschnuppenregen verwandeln, der durch den sternenklaren Himmel zur Erde braust».
Tageslicht verhinderte Himmelsspektakel
Die Hoffnungen von Sternguckern und Astronomen auf ein spektakuläres Himmelsspektakel erfüllten sich jedoch nicht. Die Raumstation sei vor dem Sturz in den weitgehend menschenleeren Pazifik bei Tageslicht über Pöngjang und die japanische Stadt Kyoto hinweggerast, sagte der US-Experte Jonathan McDowell.
«Es wäre für die Leute toll gewesen, den Absturz beobachten zu können, aber es wird noch weitere Wiedereintritte geben», fügte der Astronom vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik hinzu. Gut sei letztlich, dass bei dem Absturz niemand zu Schaden gekommen sei.
Nachfolger bereits seit 2016 unterwegs
Das acht Tonnen schwere Raumlabor «Tiangong-1» (zu deutsch: «Himmelspalast») ist ausser Kontrolle geraten. Im März 2016 brach der Funkkontakt ab - «Tiangong-1» liess sich nicht mehr steuern und auch nicht mehr kontrolliert in die Erdatmosphäre manövrieren. Im September 2016 schickte China den Nachfolger «Tiangong-2» ins All. Bis 2022 soll daraus eine grosse, ständig bemannte Raumstation entstehen. (pma/voi/SDA)