Tiangong 1 ausser Kontrolle
Chinesische Raumstation auf Kollisionskurs mit der Erde

Die chinesische Raumstation Tiangong 1 bewegt sich in Richtung Erdatmosphäre zu. Das unbemannte Weltraumlabor soll etwa in einem Jahr auf die Erde abstürzen und grösstenteils verglühen.
Publiziert: 23.09.2016 um 06:32 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:23 Uhr
15. September 2016: Tiangong 2 wird ins All befördert.
Foto: imago stock&people
Coya Vallejo

Die chinesischen Behörden haben bestätigt, dass die erste chinesische Raumstation, Tiangong 1, irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 auf die Erde prallen wird.

«Aufgrund unserer Berechnungen und Analysen werden die meisten Teile des Weltraumlabors während dem Absturz verbrennen», äusserte sich die stellvertretende Direktorin des chinesischen Weltraumtechnik-Büros (CMSE), Wu Ping, gegenüber der Nachrichtenagentur «Xinhua». 

Kontrolle verloren

Nach einem Betrieb, der zwei Jahre länger dauerte als geplant, habe man die Funktionen des Weltraumlabors sowie des sogenannten «Target Orbiters» ausgeschaltet. Das Labor habe 1630 Tage lang gedient und seine historische Mission erfüllt.

Im Klartext heisst das: Die Chinesen haben die Kontrolle über den 8,5-Tönner verloren. Der Schweizer Raumfahrtexperte Bruno Stanek bestätigt gegenüber dem BLICK: «Es ist wirklich ein Roulette, wo das Ding bei seinem letzten Erdumlauf herunterkommen wird». 

Normalerweise werde ein so grosses Objekt so gesteuert, dass es ungefährlich über der Pazifikregion verglühen könne. «Doch die chinesische Weltraumpolitik war bezüglich Weltraumschrott schon in der Vergangenheit oft etwas verantwortungslos», kritisiert Stanek. Deshalb werde die ganze Sache einfach möglichst kommentarlos riskiert.

100 Kilo Brocken

Im «Guardian» wird vermutet, dass trotz des Verglühens der Raumstation bis zu 100 Kilogramm schwere Brocken vom Himmel regnen könnten. «Klar, das ist durchaus möglich», versichert Stanek. Und je nachdem wo die herunterkämen, sei es dann auch für die Bevölkerung gefährlich. 

Glücklicherweise spricht die Statistik jedoch dagegen: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die brennenden Metallteile auf einen bevölkerten Erdteil fallen werden. 

Seit 2011 im All

Tiangong 1, der «Himmelspalast», wurde im Jahr 2011 ins All geschickt und befindet sich momentan auf einer Höhe von 370 Kilometer über der Erdoberfläche, 30 Kilometer tiefer als die internationale Raumstation ISS. Die letzten Astronauten verliessen das chinesische Labor im Jahr 2013.

Auch der zweite «Himmelspalast» wurde letzte Woche erfolgreich ins All geschickt: Tiangong 2 dient bei der Vorbereitung einer permanenten Raumstation Chinas, welche 2022 fertig sein sollte.

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