Gute Katholiken müssen sich nicht «wie Kaninchen» vermehren, sagte Papst Franziskus am Montag auf dem Flug von Manila nach Rom vor Journalisten. Ein Zeichen dafür, dass die katholische Kirche die künstliche Verhütung bald erlaubt? Blick.ch hat bei Markus Arnold, Dozent für Theologische Ethik an der Universität Luzern, nachgefragt.
Herr Arnold, was halten Sie vom Vergleich mit den Kaninchen?
Das ist typisch Franziskus. Er ist spontan und traut sich was. Smalltalk im Flieger mit Journalisten wäre für viele seiner Vorgänger gar nicht in Frage gekommen. Aber Franziskus hat das südländische Temperament und spricht Klartext.
Was will er mit der Aussage bewirken?
Franziskus will das Vorurteil entkräften, man müsse als guter Katholik viele Kinder haben.
Es geht also nicht um Lust oder Sex?
Nein, damit hat es nichts zu tun. Seit 1930 sagt die katholische Kirche, Lust und Sex seien eine gute Sache. Seit dem Mittelalter gilt Lust bei den Katholiken als legitim. Aber nur im Rahmen der Ehe – das ist Bedingung.
Franziskus sagt, man könne die Zahl der Kinder planen. Es gäbe viele erlaubte Methoden. Welche sind das?
Es sind die Formen der natürlichen Empfängnisverhütung. Beispielsweise die Knaus-Ogino-Methode. Die Frau berechnet den Zyklus oder misst die Scheidentemperatur. Die Methoden sind sinnvoll, aber nicht für alle Frauen praktikabel.
Der Papst gilt als Reformer. Diese Methoden sind aber nicht neu. Wann erlaubt er die Pille?
Der Moment im Flieger ist nicht der richtige Ort, um so etwas abzuhandeln. Natürlich hören auch wir Ethiker in solchen Momenten immer genau hin und versuchen etwas Neues rauszuhören. Ich hoffe, dass das Thema an der Bischofssynode im Herbst auf dem Traktandum steht.
Wie stehen die Chancen, dass die katholische Kirche die künstliche Verhütung erlaubt?
Als Paul VI. mit der Enzyklika Humanae vitae in den 60er-Jahren die Verurteilung künstlicher Methoden aufrechterhielt, kehrten viele Menschen der Kirche den Rücken. Vor allem Ehepaare. Damals sprachen sich viele Bischöfe, Kardinäle und Ethiker für die Pille aus und Paul der VI. wurde in der Öffentlichkeit als «Pillen-Paul» nicht mehr ernst genommen.
Leidet Franziskus' Ruf durch die Aussage mit den Kaninchen?
Das glaube ich nicht. Franziskus hat atmosphärisch viel für die Kirche gebracht. Das wissen die Gläubigen zu schätzen. Er ist nicht so berechnend wie Johannes Paul II. und nicht abgehoben wie sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. Und die Chüngelizüchter, die jetzt vielleicht eingeschnappt sind, sollen doch froh sein, dass ihre Hasen so fruchtbar sind.