Mit einem breiten Grinsen schaut der Affe in die Kamera, seine orangen Augen leuchten neugierig. Das Bild ging um die Welt. Denn den Auslöser hat nicht ein Fotograf gedrückt, sondern Naruto, ein Makake von der idonesischen Insel Sulawesi.
Dass der Affe das Bild selbst geschossen hat, treibt den britischen Fotografen David Slater jetzt in den Ruin. Denn die Tierschutzorganisation Peta klagt gegen den Fotografen. Das Tier soll das Recht an seinem Bild bekommen.
Obwohl das Foto geteilt, gedruckt und kommentiert wurde, hat der 52-Jährige davon keinen Penny gesehen: «Wenn ich für jedes veröffentlichte Foto von Naruto ein Pfund bekommen hätte, könnte ich mich heute vermutlich über 40 Millionen Pfund auf meinem Konto freuen», sagt er in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung».
Wikipedia benutzte das Bild ohne Einwilligung
Alles begann damit, dass Wikipedia das Foto ohne Einwilligung von Slater auf seine Website lud. Der Fotograf klagte 2012 und verlor den Prozess. Das Gericht entschied, dass niemand das Recht an dem Bild hat – weder der Fotograf noch der Affe.
Begründet wurde das Urteil damit, dass «niemand das Urheberrecht an Bildern besitze, die durch die Natur, Tiere und Pflanzen entstanden sind». Somit durfte jeder das Foto frei verwenden. «Verheerend war das», sagt der Fotograf heute.
Als das Affen-Selfie dann auf Wikipedia zu finden war, wollte keiner seinen Bildband mehr kaufen. Tatsächlich habe er vom Ertrag des Bildes nur die Reisekosten finanzieren können. Für die Reparatur seiner Kamera habe es schon nicht mehr gereicht.
In der Schweiz hätte der Fotograf laut Medienanwalt Matthias Schwaibold ebenfalls kein Recht an seinem Bild: «Nach Schweizer Recht wäre das Foto ein Knipsbild. Dieses könnte jeder frei verwenden.»
Das Selfie hat viel Zeit und Vertrauen gebraucht
Doch 2015 mischte sich die Tierschutzorganisation Peta ein. Sie findet, dass dem Affen das Urheberrecht gehört, denn er hat das Bild geschossen.
«Natürlich hat der Affe den Auslöser gedrückt!», sagt Slater. Aber das habe er auch nicht einfach so getan. Es hat einige Tage gebraucht, bis er Vertrauen gefasst hatte und sich aus der Nähe fotografieren liess.
Als Slater bemerkte, dass sich die Affen für das Klicken der Kamera interessierten, hat er diese auf ein Stativ gestellt und die Tiere mit Futter angelockt: «Bis sie begannen, Selfies zu knipsen.»
Der Affe hat das Bild absichtlich aufgenommen
Peta findet die Schilderung des Fotografen unglaubwürdig. Es sei klar, dass der Affe die Fotos selbst aufgenommen hat, absichtlich, zielgerichtet und ohne fremde Hilfe.
Nun haben sich schon mehrere Gerichte mit dem Fall beschäftigt. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Es kann sein, dass das Affen-Selfie bis vor das Oberste Gericht der USA, dem Supreme Court in Washington, gezogen wird. Aber auch dort ist es nicht auszuschliessen, dass weder Fotograf noch Affe das Urheberrecht bekommen.
«Bei uns wäre so ein Fall klar, denn ein Affe ist kein Rechtsträger», sagt Rechtsanwalt Matthias Schwaibold. «Man kann jedoch darüber streiten, ob allenfalls der Staat, in dem der Affe lebt, ein Anrecht auf das Bild hätte.»
«Ich wünschte, ich hätte die verdammten Fotos nie gemacht.»
Fotograf Slater bereut mittlerweile, die Aufnahme initiiert zu haben: «Ich wünschte, ich hätte die verdammten Fotos nie gemacht. Sie haben mich finanziell und emotional ruiniert.»
Der Kampf um die Urheberrechte am Affen-Selfie gehen derweil weiter. Peta möchte das Geld den vom Aussterben bedrohten Makaken-Affen zukommen lassen. Slater will, dass seine sieben Jahre alte Tochter die Copyright-Rechte bekommt: «Ich habe sonst nicht viel, was ich ihr hinterlassen könnte.»