Thai-Prinzessin will Premierministerin werden

Hält «Prinz Prolo» zu seiner älteren Schwester?

Andrea CattaniRedaktor Sport

Über Monate belagerten Rot- und Gelbhemden die Strassen in Thailand. Die drohende Absetzung der gewählten Regierung spaltete das Land und stürzte das Land in eine schwere Krise. Erst das thailändische Militär setzte dem Machtkampf schliesslich ein Ende und übernahm selbst die Führung des Landes. Das war im Sommer 2014.

Im kommenden Mai jährt sich der Militärputsch in Thailand zum fünften Mal. Bis dann soll das Land wieder eine demokratisch gewählte Regierung haben. Doch nicht nur deshalb sind die für März angesetzten Wahlen ein Wendepunkt für das Land. Zum ersten Mal überhaupt kämpft auch ein Mitglied der thailändischen Königsfamilie um das Amt des Premierministers.

Gibt es überhaupt einen fairen Wahlkampf?

Prinzessin Ubolratana, geboren 1951 in Lausanne, ist die älteste Tochter des vor zwei Jahren verstorbenen Königs Bhumibol. Für die Hochzeit mit einem US-Amerikaner hatte Ubolratana 1972 sogar ihren royalen Titel geopfert. In Thailand wird sie aber bis heute Prinzessin genannt. Am Freitag gab die 67-Jährige nun ihre Kandidatur für den politischen Posten bekannt.

Die Kampfansage der Prinzessin ist im südostasiatischen Land eine riesige Überraschung. Nicht nur bricht Ubolratana mit der Tradition, dass sich die thailändische Königsfamilie aus der Politik raushält. Mit ihrer Kandidatur schockt die Königstochter auch alle anderen Bewerber für das Amt. In Thailand ist es höchst unüblich, Mitglieder der Königsfamilie zu kritisieren oder gar anzugreifen. Ob so überhaupt ein richtiger Wahlkampf möglich ist, bleibt abzuwarten.

Bruder Maha Vajiralongkorn distanziert sich von Schwester

Der Ausgang der anstehenden Wahlen dürfte auch von Ubolratanas jüngerem Bruder, König Maha Vajiralongkorn, genauestens beobachtet werden. Am Abend ging er klar auf Distanz zu seiner Schwester. In einer Erklärung, die im Fernsehen verlesen wurde, bezeichnete der 66-Jährige die Bewerbung als «unangemessen». Sie stehe auch im Widerspruch zur Verfassung. Das Königshaus stehe «über der Politik».

Rama X, wie der 66-jährige royale Herrscher auch genannt werden will, wartet zwar noch auf seine offizielle Krönung. Seit dem Tod seines Vaters hat sich Vajiralongkorn aber bereits im Machtgefüge des Landes eingefügt – und sich auch mit der Militärführung erstaunlich gut arrangiert. Im Ausland hat er sich vor allem wegen seines unseriösen Privatlebens als «Prinz Prolo» einen Namen gemacht.

Die thailändische Armee schickt im März mit dem Heeresoffizier Prayut Chan-o-cha den amtierenden Premierminister als eigenen Kandidaten erneut ins Rennen. Seine Wahl galt bis jetzt als so gut wie sicher. Mit der Kandidatur von Ubolratana hat sich das geändert und auch Rama X wird entscheiden müssen: Vertraut er die politische Führung des Landes weiterhin der Armee an, welche sich seit Jahren mit allen Mitteln an der Macht hält und sich als Bewahrerin der Monarchie aufspielt? Oder setzt er auf seine ältere Schwester, die sich allerdings politisch in die Nähe des Shinawatra-Clans stellt, dessen Machtanhäufung weite Teile der thailändischen Bevölkerung verbitterte und erst durch den Militär-Putsch ein Ende fand?