Eine von der Regierung eingesetzte Kommission hatte am Dienstag eine Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent ab Dezember angekündigt, die von Gewerkschaften jedoch umgehend als «inakzeptabel» zurückgewiesen wurde.
Verdreifachung des Mindestlohnes gefordert
Der neue Mindestlohn würde mit der angekündigten Erhöhung bei umgerechnet 104 Euro liegen. Die Gewerkschaften fordern aber mindestens 190 Euro im Monat. Seit zwei Wochen demonstrieren Beschäftigte teils gewaltsam dafür. In Gazipur gingen am Mittwoch nach Polizeiangaben erneut 4000 Menschen auf die Strasse. «Sie warfen Ziegelsteine auf Fabrikgebäude, Autos und Polizeibeamte. Wir haben Tränengas eingesetzt, um sie auseinanderzutreiben», sagte der örtliche Polizeichef der Nachrichtenagentur AFP.
Ein Polizeibeamter bestätigte auch den Tod einer Frau in Gazipur, machte aber keine weiteren Angaben zu den Umständen. «Die Polizei hat das Feuer eröffnet, sie wurde am Kopf getroffen», sagte Mohammad Jamal, Ehemann der Näherin Anjuara Khatun. Die 23-jährige Mutter von zwei Kindern hatte demnach an einer Demonstration mit 400 weiteren Textilarbeitern teilgenommen. «Sechs bis sieben Menschen wurden durch Schüsse verletzt», sagte ihr Mann.
Der Mindestlohn in der Textilindustrie in Bangladesch liegt aktuell bei 8300 Taka (umgerechnet ungefähr 70 Euro). Die Demonstrierenden forderten in den vergangenen Wochen wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, ihn fast zu verdreifachen, auf 23'000 Taka. Die Mindestlohnkommission mit Vertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften sowie Lohnexperten beschloss eine Erhöhung auf 12'500 Taka.
Produktion für westliche Marken
Nach Angaben der Polizei wurden bei den Protesten in der vergangenen Woche dutzende Werkstätten und Fabriken verwüstet, einige auch in Brand gesteckt. Die Protestierenden blockieren zudem immer wieder Strassen. Die Polizei reagiert mit Härte. Sie feuert Tränengas und Gummigeschosse ab, um die Kundgebungen aufzulösen. Zwei Menschen waren bereits gestorben.
Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Viele westliche Marken wie Gap, H&M oder Aldi lassen dort Kleidungsstücke herstellen, ihre Produktion wurde laut Gewerkschaften durch die Proteste beeinträchtigt. Laut Polizei wurden rund 600 Fabriken, die Kleidung für grosse westliche Marken produzieren, wegen der Proteste geschlossen.
(AFP)