Test-Betrug in Indonesien
9000 Passagiere mit gebrauchten Stäbchen getestet

Weil sie gebrauchte Corona-Tests gewaschen und wiederverkauft haben, wurden mehrere Mitarbeiter eines Pharmaunternehmens in Indonesien verhaftet. Bis zu 9000 getestete Passagiere sollen von dem Betrug betroffen sein.
Publiziert: 05.05.2021 um 14:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 15:42 Uhr
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An indonesischen Flughäfen und Bahnhöfen kann man sich vor seiner Reise testen lassen – mit einem Antigen-Schnelltest. Nur, wenn das Ergebnis negativ ist, darf man auch reisen.
Foto: keystone-sda.ch

Ein verdeckter Ermittler der indonesischen Polizei machte vergangene Woche einen Skandal am Flughafen in Medan öffentlich: Bis zu 9000 Personen sollen mit bereits verwendeten Antigen-Tests getestet worden sein. Bei einer Undercover-Aktion gab er sich als Flugpassagier aus und liess sich per Nasenabstrich testen. Das Ergebnis: positiv. Wie schon so viele Passagiere vor ihm – zu viele.

Daraufhin untersuchten mehrere Beamte die Teststelle und wurden fündig. Der verwendete Test war nicht neu, sondern wurde zuvor schon benutzt und dann recycelt. Die Polizei führte die Untersuchung durch, weil zuvor einige Beschwerden über falsche positive Testergebnisse von Passagieren eingegangen seien, wie BBC berichtet. Da man für eine Flugreise ein negatives Testergebnis vorzeigen muss, gibt es am Flughafen in Medan eine Schnelltest-Stelle. Die Behörden verwendeten Schnelltests des Unternehmens Kimia Farma.

Fünf Verdächtige festgenommen

Verantwortlich für den Betrug sollen fünf Mitarbeiter des Pharmaunternehmens sein, darunter auch eine Person aus dem Management. Sie sollen die Nasenabstrichstäbchen gewaschen, neu verpackt und wiederverkauft haben. Die Polizei hat die Verdächtigten letzte Woche festgenommen, wie lokale Medien berichten. Zudem habe Kimia Farma, dessen Hauptsitz sich in Jakarta befindet, die verdächtigten Mitarbeiter gefeuert.

Die Polizei soll rund 23 Zeugen verhört haben. Folgender Verdacht bestehe nun: Mit dem Gewinn des Betrugs, der sich auf ungefähr 1,8 Milliarden Rupiah (umgerechnet circa 114′000 Franken) beläuft, sollte der Bau des luxuriösen Hauses eines Verdächtigen finanziert werden.

Sammelklage gegen Kimia Farma

Einige Betroffene wollen den Vorfall nicht auf sich sitzen lassen. Wie die «South China Morning Post» berichtet, planen zwei Anwälte, die in den letzten Monaten häufig über den Flughafen in Medan gereist sind, das Pharmaunternehmen zu verklagen. In einer Sammelklage wollen sie rund eine Milliarde Rupiah (umgerechnet rund 64′000 Franken) für jeden geschädigten Passagier erstreiten.

Indonesien hat einen der schlimmsten Covid-Ausbrüche in Asien erlebt. Insgesamt wurden dort 1,7 Millionen Menschen positiv getestet. Mehr als 46′000 Todesfälle wurden bisher im Zusammenhang mit der Pandemie gezählt. Die indonesischen Behörden gaben Anfang Woche ausserdem bekannt, dass zwei Personen mit der indischen Virusvariante getestet wurden. (aua)

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