Die US-Bundespolizei hat nach den Worten ihres Direktors James Comey ein Dickicht von Äusserungen des Attentäters zu entwirren, die dem ersten Anschein nach nicht zusammenpassen. Das FBI schliesst weiterhin nicht aus, dass es Mittäter oder Helfershelfer gibt - auch wenn Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton bereits von einem «einsamen Wolf» sprach.
Medienangaben zufolge soll der Täter den bei Homosexuellen beliebten Club vor dem Anschlag häufiger besucht haben. Ein Augenzeuge berichtete dem «Orlando Sentinel», er habe Omar Mateen mindestens ein Dutzend Mal im Club gesehen. Andere Augenzeugen erklärten, Mateen habe auch eine bei Schwulen populäre Dating-App benutzt.
«Wir werden in die Zukunft schauen und in die Vergangenheit», versprach Comey. Er hatte am Montag nach ersten Erkenntnissen ausgeschlossen, dass der Attentäter von einem internationalen Terrornetzwerk Instruktionen erhalten hatte. Bei dem Blutbad in Orlando waren in der Nacht zum Sonntag 49 unschuldige Menschen getötet worden. Die Polizei erschoss später auch den Täter. Unklar blieb zunächst, ob Unschuldige auch durch fehlgeleitete Polizeikugeln starben oder verletzt wurden.
Comey schilderte eine sehr verworrene Motivlage des Attentäters. Der Schütze habe sich während der Attacke in drei kurzen Telefonaten sowohl zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannt als auch zu den Attentätern des Boston-Marathons und zur islamistischen Al-Nusra-Front. Vor einigen Jahren habe er gesagt, er sympathisiere mit der libanesischen Hisbollah-Miliz und mit Al-Kaida. Diese Organisationen rivalisieren aber, die Boston-Attentäter wiederum haben mit dem IS nichts zu tun.
Comey und US-Präsident Barack Obama erklärten, Mateen sei von verschiedenen Quellen über das Internet extremistisch inspiriert worden. Es sei extrem schwierig, jemanden vor einem Anschlag ausfindig zu machen, der sich selbst radikalisiere.
Obama wird nach Angaben des Weissen Hauses am Donnerstag nach Orlando reisen. Der Präsident wolle seine Solidarität mit denen zeigen, die sich nach den Ereignissen wieder fangen müssten.
Schon am Dienstag versammelten sich mehrere Tausend Menschen in Orlando und gedachten der Opfer der Terrorattacke vom Wochenende. Etliche von ihnen trugen Regenbogenflaggen oder Blumen bei sich. Auf Plakaten waren Botschaften wie «Liebe siegt» und «Orlando ist stärker» zu lesen.