Mit ätzender Religionskritik ist die Sonderausgabe der Wochenzeitung «Charlie Hebdo» zum Jahrestag des Mordanschlags auf seine Redaktion am Mittwoch veröffentlicht worden. Das 32 statt sonst 16 Seiten umfassende Heft erinnert an den Terroranschlag islamistischer Terroristen am 7. Januar 2015.
Die Ausgabe mit einem Gott als bewaffneter Täter auf dem Titel ist in einer Auflage von einer Million Exemplaren erschienen. Das Magazin wird auch international vertrieben.
Ein islamistisches Mordkommando hatte am 7. Januar 2015 die Redaktion von «Charlie Hebdo» überfallen. An den beiden Folgetagen wurden zudem eine Polizistin erschossen und ein Supermarkt für koschere Lebensmittel angegriffen.
Die Terroristen töteten an den drei Tagen insgesamt 17 Menschen, darunter die prägenden Karikaturisten des Satireblattes. Auch die drei Islamisten kamen ums Leben.
Schon vor Erscheinen der Sonderausgabe des für seine harte Religionskritik bekannten Blattes gab es Protest von Kirchenvertretern und konservativen Politikern. Im Editorial kritisiert der als Riss zeichnende Laurent Sourisseau «vom Koran verblödete Fanatiker», die wie «geweihte Ärsche anderer Religionen» ein Ende des Magazins gewünscht hätten, weil es über Religiöses zu lachen wage.
Die Karikatur von Riss präsentiert Gott als Täter auf dem schwarzen Titel des Sonderheftes. «Ein Jahr danach - der Mörder ist immer noch auf freiem Fuss» steht über der Zeichnung eines bärtigen alten Mannes mit dem göttlichen Dreieck nebst allsehendem Auge über dem Kopf.
Das weisse Gewand ist blutbefleckt, auf dem Rücken trägt die wegrennende Figur eine Schnellfeuerwaffe, wie sie bei den islamistischen Anschlägen verwendet wurde.
Im Mittelteil der Sonderausgabe sind auch Arbeiten der vor einem Jahr erschossenen Zeichner Stéphane Charbonnier (Charb), Jean Cabut (Cabu), Bernard Verlhac (Tignous), Philippe Honoré und Georges Wolinski gedruckt.