Dies erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend aus Ermittlerkreisen. Damit verdichten sich die Hinweise, dass Abaaoud bei der Anschlagsserie einer der Angreifer auf eine Reihe von Bars und Restaurants war.
Seit Freitag ist bereits klar, dass Abaaoud am Anschlagsabend im Grossraum Paris war. Abaaoud sei am 13. November gegen 22.00 Uhr von einer Überwachungskamera einer Metro-Station im Pariser Vorort Montreuil gefilmt worden, verlautete von Seiten der Polizei.
Nicht weit davon entfernt war nach den Anschlägen der schwarze Seat gefunden worden, den die Angreifer bei der Attacke auf die Bars und Restaurants genutzt hatten. In dem Auto befanden sich insgesamt drei Kalaschnikows.
Bislang ist wenig über die Rolle bekannt, die das Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bei den Anschlägen vom Freitagabend vergangener Woche in Paris spielte. Abaaoud war am Mittwoch bei einem Grosseinsatz der Polizei in der Pariser Vorstadt Saint-Denis getötet worden. Der französische Premierminister Manuel Valls bezeichnete den 28-jährigen belgisch-marokkanischen Extremisten als «einen der Drahtzieher» der Anschläge.
Bei dem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis gab es neben Abaaoud noch zwei weitere Tote. Eine Leiche wurde als Hasna Aitboulahcen, eine Cousine Abaaouds, identifiziert. Über die Identität der dritten Leiche gab es am Freitag noch keine Angaben. Auch war nicht klar, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
Die Überwachung einer Frau wegen Drogenvergehen führte Polizeikreisen zufolge die französischen Sicherheitskräfte auf die Spur Abaaouds, der zuvor in Syrien vermutet worden war. Die Polizei habe das Telefon von Hasna Aitboulahcen überwacht, von der auch bekannt gewesen sei, dass sie Kontakt zu Abaaoud unterhalten habe, verlautete am Freitag.
Dadurch sei es gelungen, sie im Pariser Vorort Saint-Denis ausfindig zu machen. Am Dienstagabend sei beobachtet worden, wie sie Abaaoud in das am Mittwoch gestürmte Haus führte.
Unterdessen wurde ein weiterer Attentäter identifiziert. Die Fingerabdrücke des Terroristen, der sich am Eingang H des Fussball-Stadions Stade de France um 21.30 Uhr in die Luft gesprengt hatte, entsprechen denen eines Mannes, der am 3. Oktober in Griechenland erfasst wurde, wie die Staatsanwaltschaft in Paris am Freitag mitteilte.
Bei dieser Kontrolle in Griechenland sei auch ein zweiter Attentäter registriert worden, der sich um 21.20 Uhr am Eingang D des Stadions mit einem Sprengstoffgürtel umgebracht hatte, hiess es.
Seit den Anschlägen von Paris laufen die Ermittlungen in Frankreich auf Hochtouren. Innerhalb einer Woche gab es 793 Hausdurchsuchungen, wie Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitag mitteilte. 90 Personen sind in Polizeigewahrsam, 164 unter Hausarrest. 174 Waffen wurden beschlagnahmt. Insgesamt seien 250'000 Euro sichergestellt worden, sagte Cazeneuve weiter.
Auch in Belgien, wo mehrere Spuren der Pariser Anschläge hinführen, werden nach mehreren Razzien vier Verdächtige weiterhin festgehalten, zwei davon für mindestens einen Monat. Laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga sollen sie den immer noch gesuchten Terrorverdächtigen Salah Abdeslam nach den Terroranschlägen von Paris nach Brüssel zurückgebracht haben.
Frankreich wird am kommenden Freitag mit einer nationalen Trauerfeier der Toten gedenken, wie das Präsidentenamt mitteilte. Geplant ist die Zeremonie im Hof des historischen Gebäudekomplexes Hôtel des Invalides.