Terrorismus-Experte
«Die Gefahr für Europa wird grösser»

Prem Mahadevan ist Spezialist für dschihadistischen Terror an der ETH Zürich. Im Interview mit BLICK spricht er über die Anschläge der IS und die zunehmende Gefahr für Europa.
Publiziert: 27.06.2015 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
In Frankreich köpft ein Islamist seinen Chef. Wie gross ist die Gefahr für Europa, für weitere Terroranschläge?
Foto: Keystone

BLICK: Waren die drei Anschläge in Tunesien, Kuwait und Frankreich verbunden? War es sogar eine koordinierte Terroraktion?
Prem Mahadevan*:
Ich bezweifle, dass der IS die Kapazität hat, simultan Terroranschläge in mehreren Ländern durchzuführen. Die Aktionen waren allenfalls Teil einer generellen Offensive. Diese ist zwar von der IS-Führung autorisiert, deren Umsetzung überlässt sie aber den lokalen Kadern.

Vor wenigen Monaten wurden in Paris die Satirezeitung «Charlie Hebdo» und ein jüdischer Supermarkt angegriffen. Steigt die Terrorgefahr in Europa?
Die Gefahr wird in Zukunft wohl noch grösser. Der Migrationsdruck in Libyen und Syrien könnte zu Problemen führen. Ein Teil der Lösung läge in einer intensiveren Überwachung von Gruppierungen in Gefängnissen und kriminellen Netzwerken, deren Hilfe bei Terroranschlägen häufig entscheidend ist.

Müssen wir auch in der Schweiz mit Anschlägen rechnen?
Gemäss meinen Quellen hat die Schweiz wenig zu befürchten. Es gibt für Terroristen keinen politischen oder geopolitischen Grund, Schweizer zu töten.

Der französische Geheimdienst kannte den Täter von Lyon. Weshalb wurde er nicht gestoppt?
Überwachung ist eine langweilige und zeitintensive Aufgabe. Daher kann es passieren, dass jemand bei der Planung eines einzelnen Anschlags unentdeckt bleibt. Sie können nicht dauerhaft jemanden beobachten, der keine unmittelbare Gefahr darstellt. Interview: Georg Nopper

* Prem Mahadevan ist Spezialist für dschihadistischen Terror an der ETH Zürich.

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