Deutscher (23) wurde Opfer eines Terrorangriffs in der Stadt der Liebe
«Ich liebe dich, Collin – keine Schmerzen mehr»

Bei einem Angriff in Paris hat ein vorbestrafter Islamist einen deutschen Touristen getötet sowie zwei Personen verletzt, darunter einen britischen Touristen. Der Täter konnte in der Nähe des Eiffelturms mit einem Taser ausgeschaltet werden.
Publiziert: 03.12.2023 um 02:24 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2023 um 21:11 Uhr
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Collin B. wurde erstochen.
Foto: Privat

Bei einer mutmasslich terroristischen Messerattacke in Paris ist ein junger deutscher Tourist getötet worden. Wie der französische Innenminister Gérald Darmanin (41) und die Staatsanwaltschaft in der Nacht auf Sonntag mitteilten, handelt es sich beim Todesopfer um einen 23-jährigen Deutschen. Der Täter (26), der als Islamist bekannt war und bei der Tat «Allahu Akbar» (zu Deutsch: «Gott ist gross») gerufen haben soll, verletzte zudem zwei weitere Menschen, darunter einen britischen Touristen. Er wurde festgenommen.

Die Messerattacke hatte sich am Samstagabend in der Nähe des Pariser Eiffelturms ereignet. Der Täter habe ein ausländisches Touristenpaar angegriffen, sagte Innenminister Gérald Darmanin bei einer Besichtigung des Tatorts vor Journalisten. «Ein deutscher Tourist, der auf den Philippinen geboren wurde, starb durch die Stiche.» Seine Begleiterin blieb demnach körperlich unversehrt, habe aber einen Schock erlitten. 

Darmanin führte aus, ein Taxifahrer sei eingeschritten. Der Angreifer sei daraufhin über eine Seine-Brücke auf die andere Flussseite gelaufen und habe dort weitere Menschen angegriffen. In einem in sozialen Medien kursierenden Video hatte sich der Attentäter noch zur Tat bekannt. Er gab sich als Anhänger des Kalifats des Islamischen Staates aus, lobte Dschihadisten und gab an, «Muslime zu rächen».

Er war mit seiner Freundin in den Ferien

Bei dem Toten handelt es sich deutschen Medien zufolge um Collin B.* Der Krankenpfleger war mit seiner Freundin für einen romantischen Pärchenurlaub nach Paris gereist. Schlimmer hätte die Reise wohl nicht enden können. Nach dem Messerangriff versuchten Ersthelfer noch gut eine Dreiviertelstunde lang, sein Leben zu retten – erfolglos. Französische Medien berichten, dass die Freundin des Getöteten unter Schock stand, aber physisch unversehrt blieb.

Kurz nach dem Mord ihres Freundes verfasste sie schliesslich auf Facebook einen Abschieds-Post. Darin waren Bilder des Paares zu sehen – unter anderem auch Selfies vor dem Eiffelturm. Die trauernde junge Frau schrieb zudem: «Ich liebe dich, Collin. Keine Schmerzen mehr.»

Täter war vorbestraft

Dem Innenminister zufolge wurde bei dem Angriff auch ein um die 60 Jahre alter Franzose verletzt. Zudem habe der Angreifer einen ausländischen Touristen mit einem Hammer verletzt. Die Nationalität des verletzten Touristen teilte der Innenminister nicht mit. Laut englischen Medienberichten handelt es sich um einen Briten.

Nach Angaben aus Polizeikreisen wurde der 1997 geborene Täter, ein französischer Staatsbürger, mit einem Taser ausgeschaltet und festgenommen. Ihm wird Mord und versuchter Mord zur Last gelegt. Die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich.

Laut Innenminister Darmanin war der Angreifer vorbestraft. Der junge Mann sei 2016 wegen der Planung eines anderen Angriffs zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Nach seiner Tat am Samstag habe er angegeben, er könne es nicht ertragen, dass Muslime in «Afghanistan und Palästina» getötet würden. Der Gaza-Krieg führt in Frankreich mit seiner grossen muslimischen Minderheit zu verstärkten Spannungen.

Bekennender radikaler Islamist

Aus Polizeikreisen hiess es zudem, der in Frankreich geborene mutmassliche Täter habe unter psychischen Problemen gelitten und sei als radikaler Islamist bekannt gewesen. In einem Video hat er sich laut der Nachrichtenagentur AFP zur Dschihadisten-Miliz ISlamischer Staat (IS) bekannt. Die Mutter des Täters habe zudem im Oktober die Behörden informiert, dass sie sich um den Zustand ihres Sohnes sorge, da er sich stark zurückziehe. «Es gab jedoch keinen Anlass für eine strafrechtliche Verfolgung», sagte Staatsanwalt Jean-François Ricard.

Ein Augenzeuge, der während der Tat in einer Bar in der Nähe gewesen war, schilderte, er habe Hilferufe gehört und Menschen wegrennen gesehen. Ein Mann «mit einem Hammer in der Hand» habe einen anderen Mann angegriffen, der daraufhin gestürzt sei. Nach «fünf bis zehn Minuten» sei dann die Polizei eingetroffen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (45) sprach den Angehörigen des deutschen Todesopfers im Onlinedienst X sein «Beileid» aus. Premierministerin Elisabeth Borne (62) erklärte auf X: «Wir werden dem Terrorismus nicht klein beigeben.» Zugleich lobte sie «den Mut und die Professionalität unserer Sicherheits- und Rettungskräfte» beim Einsatz gegen den Angreifer. Auch Darmanin hob auf X das «mutige» Eingreifen der Polizei hervor.

Höchste Terror-Alarmstufe

Vor zwei Monaten wurde für Frankreich die höchste Alarmstufe für die Gefahr von Attentaten ausgerufen, nachdem an einer Schule im nordfranzösischen Arras ein radikalisierter Ex-Schüler einen 57-jährigen Lehrer erstochen und drei weitere Mitarbeiter verletzt hatte. Der 20-jährige, aus dem russischen Inguschetien stammende Täter hatte zuvor der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen.

In Paris hatte es in den vergangenen Jahren mehrfach ähnliche Taten gegeben wie die am Samstagabend. Im Mai 2018 hatte ein in Tschetschenien geborener russisch-französischer Angreifer einen Passanten mit einem Küchenmesser getötet und vier weitere Menschen verletzt, bevor die Polizei ihn tötete. Der IS reklamierte die Tat für sich.

Im Februar 2017 hatte ein Ägypter Sicherheitskräfte in der Nähe des Louvre mit einer Machete angegriffen und dabei «Allahu Akbar» gerufen. Er wurde im Juni 2021 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. (AFP/kes/mrs)

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